OK, das war jetzt gelogen. Das vegetarische Festmahl findet erst morgen statt. Mit dem Gemüse hatten wir’s bisher ja nicht so (ein bisserl wie der Fidler), außer halt als Beilage zu tierischem Protein. Wie das Thema der freiwilligen Selbstbeschränkung genau aufgekommen ist, weiß ich nicht mehr, aber nicht alle Gäste waren von der Idee begeistert. Manche allerdings schon, dem Ansinnen, doch gleich vegan zu kochen, habe ich mich aber aus prinzipiellen (geschmackspolitischen) Erwägungen verweigert.
Begonnen hat alles ganz unschuldig. Daß Katharina Seiser die Zitrusexpertin unter den österreichischen Foodbloggerinnen und ‑bloggerin ist, haben wir ja schließlich schon vor ihrem Auftritt bei Andi & Alex gewußt. Als Katharina dann rechtzeitig vor dem Ende der Zitrussaison ihr reich bebildertes Rezept für Pomeranzenmarmelade nach Dan Lepard auf esskultur.at online gestellt hat, mußte ich zumindest pro forma nachfragen, ob man auch als Normalsterblicher irgendwie an das „Schönbrunner Gold“ kommen könnte. (An der Theorie, daß die Briten die ganze Ernte aus Spanien aufkaufen, dürfte ja tatsächlich etwas dran sein.
Der Seewinkel ist eine eigenwillige Landschaft: brettleben und zumindest aus der Sicht von Stadtmenschen eher spärlich besiedelt. An trüben Herbsttagen kann da leicht das Bedürfnis entstehen, sich zum Schutz vor der vielen Gegend in den eigenen Weinkeller zurückzuziehen. Über den verfügt im Seewinkel glücklicherweise eigentlich jede Familie – und manche wohl auch über mehrere davon. Natürlich leben nicht alle vom Weinbau, aber so ein bisserl nebenbei … Ein lohnendes Ziel für Rot- wie Süßwein-Afficionados.
Auch die Gärtnerin und ich kommen einmal im Jahr hierher, um unsere Weinvorräte aufzufüllen.
Die Auswahl der Weinbegleitung war zu diesem Menü etwas anspruchsvoller. Einerseits zeichnen sich alle Speisen durch einen recht starken Eigengeschmack aus und andererseits sollte der Wein auch aus Italien kommen.
Zum Vitello tonnato wählten wir einen Vernaccia di San Gimignano von der Fattoria di Pancole, Toskana, aus dem Jahr 2010. Der recht kräftige Geschmack mit Grapefruit-Noten harmonierte gut mit Fisch und Kapern, hätte aber auch noch eine etwas stärkere Würzung vertragen. Ein weiterer Grund für die Wahl diesen Weines war jedoch auch, daß er geschmacklich noch etwas Spielraum für die weiteren Gänge ließ.
So viel zu erzählen und so wenig Zeit. Ich bin zurück vom gestrigen Foodcamp und die Eindrücke schwirren immer noch wild in meinem Kopf herum. Wie es war? Voller Gegensätze. Chaotisch, aber in organisierter Art und Weise. Nur Katharina Seiser meldete sich spontan für eine zusätzliche Session über die neue nordische Küche, alle anderen waren vorausgeplant. Fast erwartbar haben sich alle Sessions etwas verspätet, unerwartet waren aber trotzdem früher als geplant im Kochsalon Wrenkh. Aber der Reihe nach!
Auch ich hatte ja eine Session zum Thema sous-vide vorbereitet. Geplant war offiziell für jede Session nur eine halbe Stunde – die meisten sous-vide-Zubereitungen dauern aber deutlich länger.
Auch diesmal wurde die Weinbegleitung wieder mit der Hilfe von Helmut vom Gallier in Graz ausgewählt (ein herzliches Danke an dieser Stelle). Weißwein zum Fisch war irgendwie klar, aber zumindest die Weine zur Bouillabaisse müssen auch genügend Kraft haben um mit der Würze mitzuhalten.
Die ersten beiden Weine waren sehr schnell gefunden: Zu Scampo und Jakobsmuschel ein Albariño Gundian 2011 aus der Nähe von Santiago de Compostella (Galicien, Spanien). Ein frischer, fruchtiger Wein mit, für spanische Weine, ausgeprägter Säure und wenig Alkohol (12 % vol).
Danach zur Bouillabaisse ein Xarel·lo 2011 von Miquel Pons aus der Gegend von Barcelona (Katalonien, Spanien).
Nachdem nun das Schlafdefizit vom letzten Wochenende halbwegs abgebaut ist (und auch meine Wohnung nur noch ganz leicht nach Fisch riecht, obwohl das Fest ja ganz woanders stattgefunden hat), wird es Zeit für einen kurzen Bericht. Auf eGullet läuft gerade ein hitziger Thread über People who just can’t get a meal ready on time und ich überlege, ob das für uns auch gelten würde. Ich meine, nur weil die Nachspeise selten vor Mitternacht serviert wird, sind wir doch nicht unpünktlich?
Die Weinhauerin und ich haben uns letzten Freitag schon zu Mittag getroffen, um Edelfische für den Hauptgang zu besorgen. Angenehmerweise haben uns die Leute von Eishken Estate gleich die ausgesuchten Exemplare (je nachdem) entschuppt oder gehäutet und filetiert.