Nachdem uns der Gallier und der Haubentaucher den Mund wässrig gemacht haben, waren die Gärtnerin und ich Mitte August mit einem befreundeten Paar in der immer noch recht neuen Brasserie Santner in der Grazer Paulustorgasse. Wir wurden nicht enttäuscht.
Die Lage des Lokals mit einem wunderbaren Blick über den Karmeliterplatz ist ziemlich genial, hat aber einen minimalen Schönheitsfehler: Der Schanigarten ist zu klein. Das führt dazu, daß es erstens im Freien nur Zweiertischchen gibt (für ein franzöisches Lokal durchaus authentisch) und zweitens die Zweiertischchen alle belegt waren (unverzeihlich ;-)).
Oft geht bled. Da wartet man schon sehnsüchtig auf die schönen Photos vom letzten Festmahl und dann kommen sie ausgerechnet, während man auf Urlaub ist. Nachdem das Wetter nun aber keine Ausreden mehr bietet („Na, ich kann heut keinen Blog-Eintrag schreiben, am Pool könnte der Computer naß werden!“) beginne ich heute mit der ersten Etappe der Italienischen Reise. Ein italienisches Festmahl beginnt natürlich mit dem antipasto. Den sommerlichen Temperaturen Ende Juli angepaßt war das diesmal vitello tonnato.
Kaum ein Gericht bietet sich so sehr für eine Zubereitung sous-vide an, wie vitello tonnato.
Tiefschwarz sind sie inzwischen, meine Nüsse. Vor einem Monat waren sie noch grün. Traditionell vor oder um die Johannisnacht (24. Juni) gepflückt, sind grüne Walnüsse die Basis für allerlei wohlschmeckende Zubereitungen. Vin de noix, Nocino und wie die angesetzten Liköre und Schnäpse da alle heißen, sind doch eher nichts für Kinder. Schwarze Nüsse hingegen – auch wenn sie sich im Titel dieses Beitrags nicht so anhören mögen – hingegen schon. Zum Beispiel mit Vanille- oder Nußeis. Doch auch, wer nicht unbedingt zu den Naschkatzen zählt, wird schwarze Nüsse schätzen: Sowohl zu Käse wie zu Pasteten und Wildgerichten passen die eingelegten Walnüsse ganz vorzüglich!
Während wir noch alle gespannt auf Gregors Bilder des letztwöchigen Festmahls warten (die Weinhauerin hat ihre schon abgeliefert, aber die große DSLR macht halt doch die besseren Photos) und dem für heute geplante Spanferkel nachtrauern (wetterbedingt auf September verschoben), wird es an der Zeit, daß ich meine vor einem Monat angekündigte Reportage über unseren Besuch im Beaulieu endlich nachreiche. An dieser Stelle muß ich mich auch gleich für die (hüstel) etwas durchwachsenen iPhone-Photos entschuldigen. Schlechtes Licht und eine Smartphone-Kamera passen einfach nicht zusammen.
Das Beaulieu gibt es seit knapp einem Jahr, der Standort in der Ferstel-Passage ist dank des Blicks auf den den Donaunixenbrunnen bezaubernd.
Am Wochenende hat die Gärtnerin ein paar Mitbringsel aus ihrem Garten zum Festmahl mitgebracht. Nachdem ich von der letzten Ernte noch genügend getrocknete Chilis vorrätig habe, sollen es diesmal kandierte Chilis werden. Die Idee dazu ist mir letztes Jahr zufällig gekommen, als nach dem Zubereiten von schwarzen Nüssen zwei ehemals getrocknete und nunmehr kandierte Chilischoten im Sieb zurückgeblieben sind. Ganz neu ist die Idee natürlich nicht, die einschlägigen chilihead-Foren sind voll von entsprechenden Rezepten.
Vorgestern waren die Frau Kirschenkompott, der Musiker und ich im Freyenstein. Trotz Vorbereitungstrubel für das Festmahl am Samstag, eine verschleppte Geburtstagseinladung (nein, diesmal war ich nicht der Eingeladene). Vorweg das Fazit: Um 39 Euro kann man in Wien schwer besser essen gehen.
Aus Zeitgründen beschränke ich mich im folgenden auf die Bilder und die Beschreibungen der Gänge aus der Tageskarte (die leicht erratische Rechtschreibung habe ich mir zu korrigieren erlaubt):
PS: Die Bäume im Gastgarten sind übrigens dicht genug, daß uns auch kurzzeitige Regenschauer nicht vertreiben konnten.
Neunzehn Leute sind diesmal angesagt. Also nächsten Samstag. Auch wenn eventuell noch wer kurzfristig ausfällt: Das ist ein neuer Rekord. Und gleichzeitig das Limit. Mehr Menschen zu verköstigen geht indoor privat einfach nicht (außer, es hat jemand gerade ein passendes Penthouse zu verschenken). Zum Glück bin ich für den Abend nicht allein verantwortlich!
Das Motto lautet diesmal „Italienische Reise“ (laut Wetterbericht auch wieder mit den dazu passenden sommerlichen Temperaturen). Die Weinbegleitung hat der Mundschenk noch nicht ausgewählt, das Menü steht aber schon fest:
Vitello tonnato (Piemonte)
Tagliatelle ai finferli (Emilia-Romagna)
Pollo affogato alla Ligure (Liguria)
Sorbetto all’arancia (Sicilia)
Formaggi dalle varie regioni italiane
OK, ich geb’s zu, die strikte Regionalzuordnung ist ein bisserl geschummelt – das pollo wär bei Carluccio eigentlich ein coniglio und in meinem Orangensorbet ist auch ein ganz unsizilianischer Schuß Campari.