Neunzehn Leute sind diesmal angesagt. Also nächsten Samstag. Auch wenn eventuell noch wer kurzfristig ausfällt: Das ist ein neuer Rekord. Und gleichzeitig das Limit. Mehr Menschen zu verköstigen geht indoor privat einfach nicht (außer, es hat jemand gerade ein passendes Penthouse zu verschenken). Zum Glück bin ich für den Abend nicht allein verantwortlich!
Das Motto lautet diesmal „Italienische Reise“ (laut Wetterbericht auch wieder mit den dazu passenden sommerlichen Temperaturen). Die Weinbegleitung hat der Mundschenk noch nicht ausgewählt, das Menü steht aber schon fest:
- Vitello tonnato (Piemonte)
- Tagliatelle ai finferli (Emilia-Romagna)
- Pollo affogato alla Ligure (Liguria)
- Sorbetto all’arancia (Sicilia)
- Formaggi dalle varie regioni italiane
OK, ich geb’s zu, die strikte Regionalzuordnung ist ein bisserl geschummelt – das pollo wär bei Carluccio eigentlich ein coniglio und in meinem Orangensorbet ist auch ein ganz unsizilianischer Schuß Campari. Aber mit Goethe als literarischem Schirmherren werden wir uns am Samstag vor lauter italianità trotzdem kaum retten können, da bin ich mir sicher. Nur was wird die passende Musikuntermalung? Die Weinhauerin schwankt zwischen schnulzigen Opernarien und schnulzigen Schlagern, ich bin mir bei beidem nicht so sicher. Hat jemand Vorschläge?
Ah ja, ein Rezept hab ich auch noch. Als Vorbereitung für das pollo affogato (also ein ersoffenes bzw. ertränktes Hendl) hab ich vier Hendln vom zukünftigen Fleischhauer meines Vertrauens tranchieren lassen (Fleischhauerei Szabo, nachdem mir der Klausberger letztes Jahr vor der Nase zugesperrt hat). Neben 2 kg Brüsten und (ohne Knochen gerechnet) ca. 1,5 kg Ober- und Unterhaxerl blieben da auch etwas über 2 kg Karkassen und Flügerln übrig. Nachdem mein Tiefkühler gerade recht gut belegt ist, habe ich diese Restln gleich zu Hendlfond weiterverarbeitet. Wie fast immer im Druckkochtopf, nach einem etwas vereinfachten Rezept aus Modernist Cuisine.
Hendlfond im Druckkochtopf
- Vorschau: 2 Liter
- Vorbereitung: 30 Min.
- Koch-/Backzeit: 2 Std.
- Wartezeit: 30 Min.
- Fertig in: 3 Std.
Diesmal ein Grundrezept zur Restlverwertung, angelehnt an das Hühnerfond-Rezept in Modernist Cuisine. Die Hendlkarkassen (und ‑flügel) soweit als möglich kleinschneiden.
Zutaten
- 2 kg Hendlkarkassen auch Flügel, alles möglichst kleingehackt
- 1,7 kg Wasser
- 100 g Zwiebeln fein gehackt
- 85 g Lauch in Ringe geschnitten
- 85 g Karotten in feine Würfel geschnitten
- 17 g Knoblauch fein gehackt
- 9 g Petersilie fein gehackt
- 1,7 g schwarzer Pfeffer ganz
Zubereitung
- Modernist Cuisine verlangt nach Hendlfaschiertem als Fleischanteil (75 Prozent der angegebenen 2 kg Karkassen), aber das Auslösen ist mir zu mühsam und von den Haxerln wollte ich diesmal keines meinem Fleischwolf opfern. Dafür habe ich die Kochzeit um eine halbe Stunde verlängert (auf zwei Stunden).
- Das Gemüse in etwas Öl anschwitzen und wenn es zu duften beginnt, die Gewürze (Petersil, Knoblauch und Pfeffer) zugeben und kurz mitrösten.
- Fleisch zugeben und mit Wasser ablöschen. Gut umrühren! Dann bei offenem Deckel aufkochen lassen. Noch einmal umrühren und den Druckkochtopf verschließen. Auf Stufe II zwei Stunden kochen. Es sollte aber kein Dampf am Ventil entweichen (wenn es nach Hendlsuppe zu riechen beginnt, ist die Temperatur zu hoch).
- Nach der Kochzeit den Topf vom Herd nehmen und auf natürlichem Wege auskühlen lassen (dauert ca. 30 Minuten). Dann den Druckkochtopf öffnen und den klaren Fond vorsichtig abschöpfen (ein Brausiphon wäre natürlich noch besser, ich hab aber auch keinen).
- Wer mag kann jetzt noch die Überbleibsel aus dem Topf in ein festes Sieb schütten und mit Hilfe eines Tellers auspressen. Aber unbedingt in ein frisches Gefäß! Die hier noch gewonnene Flüssigkeit ist trüb und fettreich. Ich hab danach das Schmalz abgeschöpft und separat eingefroren. Den trüben Fond kann man für Risotto o.ä. verwenden.
- Den restlichen Fond je nach optischen Ansprüchen noch durch ein Etamin und/oder einen Kaffeefilter gießen, abkühlen, gegebenenfalls entfetten. Der Fond hält sich einige Tage im Kühlschrank oder – zumindest vakuumiert – praktisch unbegrenzt tiefgefroren.
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