An die Möglichkeit, tatsächlich an die begehrten Früchte aus Kaisers Garten zu gelangen, hatte ich dabei nicht ernsthaft gedacht. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Der Zufall (oder die Jahreszeit) wollte, daß Heimo Karner, seines Zeichens oberster Zitrusgärtner in Schönbrunn, dringend Abnehmerinnen und Abnehmer für die aktuelle Pomeranzenernte suchte. Offenbar ist mit 60 Kilogramm rasch verderblichen Frischobstes auch die Aufnahmekapazität der österreichischen Spitzengastronomie überfordert.
An sich wollt ich ja mit zehn Kilogramm gleich groß ins Geschäft einsteigen, aber glücklicherweise hat mich Katharina noch rechtzeitig daran erinnert, daß in ihrem Marmeladenrezept ja noch die doppelte Menge Zucker dazu kommt. Selbst wenn ich nur fünf Kilo davon zu Marmelade verarbeitet hätte, wäre das mit dem Zucker dann doch etwas … überdimensioniert … für den privaten Bedarf gewesen. Sogar wenn man jeden Morgen Bitterorangenmarmelade zum Toast ißt und alle Verwandten, Freundinnen und Freunde zu Ostern, Weihnachten und zum Geburtstag damit beschenkt.
Trotz der knappen Zeit bei der Abholung der Pomeranzen (es kamen schließlich laufend esskultur.at-Leserinnen und ‑Leser vorbei), erlaubte uns Heimo Karner auch noch einen kurzen Blick in eines der Glashäuser. (An dieser Stelle möchte mich noch einmal kurz bedanken, es war wirklich ein absolut spitzenmäßiger Rund-um-Service!) Leider habe ich vergessen, gleich vor Ort nach den einzelnen Sorten zu fragen und auch mit Unterstützung von Katharina Seiser und Robert Gordon ist es uns nicht gelungen, alle Bilder zweifelsfrei zu identifizieren. Sachkundige Hinweise nimmt die Redaktion daher gerne entgegen ;-)
Am Sonntag kam dann meine Première als Marmeladekoch. Im wesentlichen habe ich mich an Katharinas Rezept gehalten, für das Weichkochen der Schalen verließ ich mich aber auf verstärkten Druck. Statt das weiße Mesokarp nach dem Auspressen herauszukratzen, befreite ich die Pomeranzen mittels Mandoline beziehungsweise V‑Hobel von ihrer Orangenhaut. Damit erhält man ganz schnell wunderbar gleichmäßige Orangenstiftchen ohne allzuviel des bitteren Mesokarps. Der Nachteil dieser Technik: Beim Pressen der Früchte muß man ein bißchen aufpassen, sonst zerreißt die verbliebene Hülle zu schnell und es gibt eine große Patzerei.
Ja und noch einen Unterschied gab es: Statt eines Etamins verwendete ich meine Superbag. (Für irgendetwas muß das Ding ja gut sein.) Das Herausquetschen des Pektingels bleibt aber trotzdem eine elende Plackerei. Gekocht habe ich Schalen und Abfälle (wie bereits von Dan Lepard vorgeschlagen) für 30 Minuten auf Stufe zwei des Druckkochtopfes. Es empfiehlt sich, den Topf gleich anschließend unter kaltem, fließendem Wasser auszukühlen. Wenn die Mesokarpabschnitte zu weich gekocht werden, wird das Orangengelee sonst nämlich trüb.
Meinen ersten Versuch führte ich mit eineinhalb Kilo Rohfruchtgewicht durch. Als Anfänger hatte ich natürlich auf die Gelierprobe verzichtet und nur auf Temperatur (das heißt letztlich wohl auf einen bestimmten Feststoffanteil) gekocht. Die 105 °C hatte ich mit einer kalibrierten Thermapen gemessen (natürlich nicht ohne vorher kräftig umzurühren, um lokale hot spots zu vermeiden). Alles sah wunderbar aus, allein – die Marmelade blieb nach dem Auskühlen ziemlich flüssig. Ungefähr wie sehr flüssiger Honig. Auf einer Semmel eh OK, aber für ein Kipferl halt ein bisserl blöd.Für Versuch Nr. 2 habe ich dann das Mesokarp-Wasser-Gemisch separat gekocht und erst hinterher in den Superbag gefüllt. Leider war’s ein bißchen zu lang (ca. 45 Minuten), mit dem oben beschriebenen Resultat. Patzig war ein Hilfsausdruck! Aber geliert hat die Marmelade schön. Ganz ohne Temperaturmessung, dafür mit Gelierprobe. OK, hauptsächlich deshalb, weil ich nicht die ganze Zeit danebengestanden bin und es schon ordentlich gesprudelt hat im Topf („zweites Aufschäumen“ sozusagen). Diese Marmelade ist auch deutlich dunkler geworden, möglicherweise weil der Saftanteil höher war. Vom Ansetzen eines Pomeranzenlikörs waren noch zusätzliche Früchte übrig.
Aufgrund eines Facebook-Tips wurde ich ein paar Tage später dann noch auf ein weiteres Zitrus-Highlight aufmerksam gemacht: Brigitte Schmidhuber und Mimmo Pugliese importieren unter dem Label Casa Caria allerlei süditalienische Spezialitäten – und in der Saison auch Bergamotten. Die genauen Verwandschaftsverhältnisse lassen sich nicht mehr eruieren, aber Bergamotten dürften aus einer Kreuzung von Zedratzitrone und Pomeranze entstanden sein. Ihr intensiver Duft wird nicht nur in der Parfumindustrie, sondern auch von Schwarzteetrinkerinnen und ‑trinkern geschätzt – Bergamottenöl gibt dem Earl Grey seinen charakteristischen Geschmack.
Das könnte doch auch als Marmelade funktionieren … Geistesblitz? Schnapsidee? Ich bin immer noch nicht ganz sicher. Die Bergamottenschale schmeckt doch deutlich intensiver alles alle anderen mir bekannten Zitrusschalen. Selbst weich gekocht und in winzige Würfel geschnitten und um die Hälfte reduziert empfinde ich das Draufbeißen in der Earl-Grey-Marmelade nur bedingt als angenehm. Vielleicht würde Pürieren helfen? Momentan erinnert mich die Marmelade jedenfalls mehr an Lipton-Eistee als an Earl Grey. Bergamottenschale ist halt auch nicht gleich Bergamottenöl. Andererseits: Eistee ist ja auch was Feines.Marmeladetausch
Apropos, wer mag probieren? Ich biete einen Zitrusmarmeladetausch an. Wenn du deine selbstgemachte Zitrusmarmelade mit einer meiner Kreationen tauschen möchtest, hinterlasse einfach einen Kommentar hier, ich melde mich dann per Mail.
ich würde gerne tauschen. Habe Pomeranzen (Bio von Denns mit Biozucker) und würde wahnsinnig gerne den Marmelade gewordenen Earlgrey tauschen. Und eine kleine Kostprobe einer Bio-Agrumenmischmarmelade habe ich auch anzubieten.
Hallo Dagmar! Earl Grey haben wir noch genug *g* Was ist denn in der Agrumenmischmarmelade so drin? Ich übersetze das jetzt einmal frei als „Zitrusallerlei“, stimmt das so?
Hallo Dagmar! Was ist denn in der Agrumenmischmarmelade alles drin? Earl Grey ist jedenfalls genug da zwecks Tausch :)
Oha! Das seh ich jetzt erst. Ich würde gern tauschen.
Biete: Tarocco-Marmelade mit mehr Schale, Campari-Orange-Marmelade mit weniger Schale oder auch mein allerletztes Glas Marillenmarmelade mit weißer Schoki drinnen. Mich würde deine Bitterorangenmarmelade interessieren. Ich hab die nämlich bisher immer anders eingekocht und da wäre der geschmackliche Unterschied interessant. Da bei mir die Orangenmarmelade nie, nie, nie ohne Gelierzucker gestockt hat, wurscht was ich angestellt habe, habe ich es auf dilettantischem Weg mit Gelierzucker gemacht.
Hallo Turbohausfrau! Campari-Orange hört sich sehr spannend an, Tarocco mit extra Schale würd mich aber auch interessieren.
Das mit dem Gelieren war bei mir auch so eine Sache … die „Earl Grey“-Marmelade ist extrem flüssig, trotz Gelierzucker. Die erste Charge Pomeranzen nicht ganz so arg, aber auch eher wie flüssiger Honig. Die zweite Charge Pomeranzen hat dann hingegen gepaßt. Vermutlich ist schwarze Magie im Spiel, anders kann ich’s mir nicht erklären im Moment ;-)
Na dann tausch ma doch! Falls du schon ein Mail an meine gmx-Adresse geschickt hast, dann wurde die von gmx gefressen. Ich schick dir noch meine berufliche Adresse, da kommt die Mail wenigstens zuverlässlich an: mail@fehlerfrei.at
Tausche auch gern: Marmelade aus Schönbrunner Pomeranzen mit Wiener Zucker, 1⁄6 davon Gelierzucker. Bergamotte interessiert mich im Gegenzug am meisten.
Hallo Cornelia!
Gerne! Bitte um Kontaktaufnahme per Mail. Die Adresse findest Du unter http://mundschenk.at/ueber-mundschenk/.
Wir kommt man den bitte zu Schõnbrunner Pomeranzen? Habe das Rezept bei esskultur gelesen.Horcht sich super an.Würde es gerne nachkochen. Danke im voraus
@Conny: Am einfachsten kommst Du vermutlich zu den Pomeranzen, wenn Du im Jänner Katharinas Blog genau verfolgst. Je nach Erntesituation kann es aber sein, daß die Früchte recht schnell weg sind. (Heuer in weniger als einem Tag: http://www.esskultur.at/index.php/2014/01/13/schoenbrunner-pomeranzen-ab-baum-die-zweite/)
Hat jemand ein Rezept für Marmelade/Chutney oder Ähnliches aus Kaffir-Limetten? Mein Baum (auf der Terrasse) hat heuer Unmengen von Früchten, die ich gerade geerntet habe – koche zwar leidenschaftlich gerne Marmelad, aber da fehlt mir jetzt die Idee… ich habe auch noch nichts wirklich Überzeugendes im Web gefunden.
Wer hat bitte ein Rezept für Orangenmarmelade für mich? Herzlichen Dank! Franziska
@Franziska: Falls mit „Orangen“ Bitterorangen (Pomeranzen) gemeint sind: Das Basis-Rezept von Katharina Seiser hatte ich weiter oben im Beitrag verlinkt, meine Abwandlung (Druckkochtopf usw.) steht nur im Text, da ja nicht so viel davon neu ist. Solltest Du eher an süße Orangen gedacht haben: Das Campari-Orange-Gelée läßt sich auch ohne Campari zubereiten ;-).
Tausche Pfirsich‑, Brombeer- Ribiselmarmelade gegen Orangenmarmelade