Zum Abschluß eines italienischen Menüs gehört einfach ein dolce – mit einem sommerlichen Sorbet endet daher auch unsere Italienische Reise. Auch wenn der heurige Sommer nur noch eine ferne Erinnerung ist, möchte ich euch mein Eisrezept nicht vorenthalten.
Schon lange bevor ich eine Eismaschine mein eigen nennen konnte (kleiner Exkurs: eine Nemox Gelatissimo, gleiche Technik wie die kleinste „Profi“-Maschine von Nemox, die Gelato Pro 1700; zwar mit Plastikgehäuse, dafür aber um den halben Preis erhältlich), habe ich mich an einem Blutorangen-Campari-Parfait versucht, mit durchaus wohlschmeckenden Ergebnissen. Mittlerweile bevorzuge ich aber bei den gefrorenen Fruchtdesserts die Sorbets, sie sind einfach erfrischender.
Meine Technik lehnt sich dabei an Francisco Migoyas Standardwerk Frozen Desserts (Fruchtsaft + Sirup + Stabilisator), ersetzt aber einige der Hydrokolloide durch die im Einzelhandel erhältlichen Produkte der Firma Biozoon. Das Buch ist übrigens wirklich empfehlenswert, wenn man auch über die technischen Aspekte der Eisbereitung Bescheid wissen will (aber eher nichts für diejenigen, die unkomplizierte Rezepte zum Nachkochen suchen). Ah ja, zum ersten Mal bei einem Rezept für dieses Festmahl mußte ich die Mengenangaben deutlich herunterskalieren. Alle Rezepte in Frozen Desserts sind in Restaurantmengen angegeben und ergeben fünf Kilogramm fertiges Eis.
Viele Faktoren wirken in der Eisbereitung auf hoch komplexe Art zusammen. Man kann zum Beispiel nicht einfach den Zuckergehalt eines Rezepts reduzieren und sich erwarten, daß das Ergebnis bis auf die Süße ident wäre. Um dies zu erreichen könnte man aber den Anteil des normalen Haushaltszuckers reduzieren und mehr Glucose verwenden, denn sie hat eine deutlich geringere Süßkraft. Wenn das Sorbet gleich verspeist werden soll, kann auf die Zugabe eines Stabilisators verzichtet werden. Muß es aber länger im Tiefkühler ausharren, besteht die Gefahr, daß es seine cremige Konsistenz verliert und steinhart wird. Der Stabilisatormix im Rezept reduziert einerseits die Bildung zu großer Eiskristalle und sorgt andererseits dafür, daß das Sorbet beim Antauen nicht gleich in ein Lackerl Orangensaft zerfließt.
Besonderheiten dieses sorbetto all’arancia: Ein Schuß Campari, um die bitteren Geschmackskomponenten der Orangen zu verstärken. Demselben Zweck dient das Mazerieren der Zesten in der Eismasse. Als texturellen Kontrapunkt zum Schmelz des Sorbets (und weil ich auch die Farbe so hübsch fand), habe ich Orangenschalen fein gehackt wieder untergemischt. Das fanden allerdings nicht alle Gäste so prickelnd, nach einer informellen Umfrage stand die Zustimmungsrate dabei ziemlich bei 50:50. Für das nächste Mal würde ich daher die Zesten nach dem Mazerieren über Nacht kandieren und damit nur das fertig angerichtete Sorbet dekorieren.
Sorbetto all’arancia (con Campari)
- Vorschau: 2 ‚8 kg
- Vorbereitung: 20 Min.
- Koch-/Backzeit: 60 Min.
- Wartezeit: 10 Std.
- Fertig in: 11 Std. 20 Min.
Stark adaptiert aus Frozen Desserts von Francisco Migoya.
Zutaten
- 1000 g Orangensaft frisch gepreßt (entspricht ca. dem Saft von 1,5 bis 2 kg Orangen)
- 4 cl Campari
- 1075 g Wasser
- 635 g Zucker
- 145 g Glucose Pulver, nicht Glucosesirup
- 10 g Sorbetstabilisator
- 68 g Gelatine in Pulverform (Sorbetstabilisator)
- 43 g Celluzoon oder andere Methylzellulose zur Schaumfestigung (Sorbetstabilisator)
- 62 g Locuzoon oder anderes Johannisbrotkernmehl (Sorbetstabilisator)
- 62 g Guarzoon oder anderes Guarkernmehl (Sorbetstabilisator)
Zubereitung
- Die Zutaten für den Sorbetstabilisatormix (Pulvergelatine, Celluzoon, Locuzoon und Guarzoon) vermischen und gut miteinander verrühren. 10 g abwiegen und den Rest zur späteren Verwendung luftdicht verpacken (Schraubglas, Vakuumbeutel).
- Zucker, Glucose und 10 g des Sorbetstabilisatormixes gut miteinander verrühren. Das abgemessene Wasser zugegeben und mit dem Stabmixer (oder Blender) versprudeln, bis sich alles gelöst hat. Hinweis: Es hilft, wenn das Wasser nicht eiskalt ist. Gegebenenfalls kurz aufkochen und anschließend wieder abkühlen.
- 2 – 3 Orangen mit dem Sparschäler abschälen und die Zesten aufheben.
- Die Orangen auspressen und genau 1 kg (ja, richtig, Kilogramm und nicht Liter – durch den gelösten Zucker und das Fruchtfleisch entspricht die Dichte nicht der von Wasser) abmessen. Eine Zitrone darf übrigens auch gern unter den Orangen sein.
- Orangensaft und Wasser-Zucker-Stabilisatormischung mit dem Stabmixer versprudeln. Die aufgehobenen Orangenschalen in die fertige Masse geben und über Nacht kalt stellen.
- Sorbetmasse durch ein Sieb gießen und mit dem Campari vermischen. Gut verrühren! Die „eingelegten“ Orangenzesten aufheben und fein hacken.
- Die Sorbetmasse portionsweise in der Eismaschine gefrieren lassen. Wenn die Temperatur ca. ‑5 °C beträgt, die feingehackten Orangenzesten dazugeben. Wenn die gewünschte Konsistenz bzw. Temperatur erreicht ist (ca. ‑7 oder ‑8 °C) umfüllen und das Sorbet in einem luftdichten Container im Tiefkühler einige Stunden anziehen lassen.
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