Oft geht bled. Da wartet man schon sehnsüchtig auf die schönen Photos vom letzten Festmahl und dann kommen sie ausgerechnet, während man auf Urlaub ist. Nachdem das Wetter nun aber keine Ausreden mehr bietet („Na, ich kann heut keinen Blog-Eintrag schreiben, am Pool könnte der Computer naß werden!“) beginne ich heute mit der ersten Etappe der Italienischen Reise. Ein italienisches Festmahl beginnt natürlich mit dem antipasto. Den sommerlichen Temperaturen Ende Juli angepaßt war das diesmal vitello tonnato.
Kaum ein Gericht bietet sich so sehr für eine Zubereitung sous-vide an, wie vitello tonnato. Das zarte Kalbfleisch übergart leicht und unter drei Flaschen Wein käme man bei einer Portion für 20 Personen auch nicht aus. Frisch sollte das Fleisch natürlich sein. Es gibt kaum etwas Grauslicheres als überlagertes Kalbfleisch (so wir bei noch grundsätzlich verzehrfähigen Produkten bleiben). Wenn das Wiener Schnitzel seltsam schmeckt, muß das nicht an schlechtem Frittierfett liegen.
Nach Vorbestellung bei der Fleischerei Szabo hatte ich diesbezüglich aber keinerlei Probleme, obwohl ich nach Abholung am Mittwoch erst am Donnerstag zum Kochen gekommen bin. Im dicken Vakuumbeutel war auch ein weiterer Tag Rast in meinem Kühlschrank kein Malheur. Das an sich nette Angebot, das gegarte Fleisch zum Aufschneiden auf der großen Schneidmaschine vorbeizubringen, hatte ich dankend abgelehnt. Dreieinhalb Kilo sind doch für meine Graef Euro 1900 kein Problem. Für alle, die keine (wenn auch kleine) Gewerbeaufschnittmaschine zuhause haben, ist das aber natürlich ein feiner Service.
Als Ausgangspunkt wählte ich ein Carluccio-Rezept, das ich in meiner Vor-sous-vide-Zeit schon einmal zu allgemein großer Zufriedenheit zubereitet hatte. Angegeben ist ein Liter Wein auf ein Kilo Fleisch, was ich aus Ökonomiegründen für meine sous-vide-Variation auf eine Flasche bei gleichbleibender Gemüseeinwaage reduziert habe. Keine große Ersparnis? Doch, denn mit dieser einfachen Fondmenge wird bei mir die dreifache Menge Fleisch pochiert. Bevor es aber langweilig wird, hier das Rezept.
Vitello tonnato
- Vorschau: 18 Portionen
- Vorbereitung: 60 Min.
- Koch-/Backzeit: 8 Std.
- Wartezeit: 4 Std.
- Fertig in: 13 Std.
Rosa pochiertes Kalbfleisch in Thunfischsauce. Das Rezept von Carluccio habe ich für sous-vide adaptiert.
Zutaten
- 3 kg Kalbfleisch Schale oder Nuß, pariert
- 1 Flasche Weißwein trocken
- 2 Stangen Staudensellerie in feine Würfel geschnitten
- 1 – 2 Karotten in feine Würfel geschnitten
- 2 Zwiebeln fein gehackt
- 1 Zehe Knoblauch fein gehackt
- 2 – 3 Lorbeerblätter
- Salz
- schwarzer Pfeffer
- Olivenöl
- 700 g Mayonnaise von 2 Eiern
- 90 g Kapern in Salz eingelegte
- 120 g Essiggurken fein gehackt
- 500 g Thunfisch naturell oder in Öl eingelegt, abgegossen
- 4 EL Petersilie gehackt
Zubereitung
- Etwas Olivenöl in einen Topf oder eine hohe Pfanne geben und heiß werden lassen. Sellerie, Karotten, Zwiebel und Knoblauch zugeben und anschwitzen, bis das Gemüse zusammenzufallen und zu duften beginnt.
- Mit dem Weißwein aufgießen und fast ganz einreduzieren lassen. Dann den Fond abseihen und kaltstellen. (Das Gemüse kann Risotto o.ä. verwendet werden.)
- Das parierte Fleisch mit dem ausgekühlten Fond vakuumieren (für jedes Stück ein eigener Beutel). Ich hab das Gemüse mitvakuumiert, der Nutzwert ist aber gering und das Fleisch bekommt „Pockennarben“. Beim Vitello hat’s zwar letztlich nicht gestört (durch die dünnen Scheiben sieht man die Unebenheiten der Oberfläche nicht mehr), beim nächsten Mal würd ich’s aber sein lassen.
- Das Fleisch im Wasserbad bei 58 °C acht Stunden pochieren. Danach mindestens eine Stunde in einem Eiswasserbad abkühlen lassen. Danach die Beutel an einer Ecke anschneiden und den Fond auffangen.
- Aus zwei Eiern eine Mayonnaise zubereiten (nicht salzen, die Kapern sind salzig genug). Eingesalzene Kapern zehn Minuten wässern und dann abgießen. Mayonnaise, Thunfisch, gehackte Kapern, Essiggurken und Petersilie in ein hohes Gefäß geben und mit dem Pürierstab gut durchmixen. Mit dem Fond soweit verlängern, daß eine relativ dünnflüssige Sauce entsteht. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
- Das ausgekühlte Kalbfleisch abtupfen und mit der Aufschnittmaschine in sehr dünne Scheiben (1,5 bis 2 Millimeter) schneiden. Die Fleischscheiben in einer Auflaufform überlappend auflegen.
- Wenn eine Ebene voll ist, mit der Sauce begießen. Darüber wieder eine Schicht Fleisch und dann Sauce, bis alles verbraucht ist. Mit Klarsichtfolie bedecken und Kühlschrank einige Stunden durchziehen lassen.
- Einzelne Portionen auf Tellern anrichten und mit Zitronenscheiben und Kapern(beeren) garnieren. Mit gehackter Petersilie bestreuen.
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thunfish mit anrichten oder durch die sauce purieren?
Fried
Sorry, ja. der Thunfisch gehört mit der Mayonnaise püriert. Hab das Rezept entsprechend ergänzt.
Sieht gut aus, aber ich glaube, wenn Du das Vitello mit einem sündhaft scharfen Messer schneidest wird die Struktur schöner und ich hab noch bisschen Zitronenschale in die Sauce gegeben das gibt noch mehr frische rein. Liebe Grüße aus Leipzig
@Alex: Zitronenschale schadet fast nie, insofern sicher eine gute Variation. Aber was soll an der „Struktur“ des Fleisches durch das händische Schneiden schöner werden? Eher wäre meiner Ansicht nach dezentes Anfrieren sinnvoll, auch wen sich das Fleisch nach 58 °C eh schon viel besser schneiden läßt als im Rohzustand.