Dorothée feiert das dreijährige Blog-Jubiläum von Bushcooks Kitchen mit viel Soul. Mit Soul food, um genau zu sein. Das trifft sich gut mit unserem mexikanischen Festmahl vom letzten Wochenende. Tamales sind quasi die Inkarnation der mexikanischen Seele. Die Taschen aus nixtamalisiertem Maismehl, mit viel Schmalz und ganz unterschiedlichen Füllen, werden meistens gedämpft. Als Hülle werden verschiedene Pflanzenblätter benützt (am häufigsten Mais- oder Bananenblätter).
Unsere Tamales costeños („Tamales aus der Küstenregion“) stammen von der Halbinsel Yucatán. Das besondere an ihnen: Die säuerliche Gewürzpaste aus den Samen des Annatto-Strauchs (der in Mexiko Achiote heißt), auch bekannt als Recado rojo. Dadurch erhält der Teig seine rötlich-orange Farbe und einen besonderen Geschmack, der gut zu der Füllung aus frischen und getrockneten Garnelen paßt. (Diana Kennedy schreibt in ihrem Kochbuch The Art of Mexican Cooking, daß traditionell halb getrocknete Garnelen verwendet werden, die aber außerhalb Yucatáns nicht erhältlich sind. Die Mischung aus frischen und getrockneten Krustentieren soll sich geschmacklich daran annähern.)
Soweit möglich habe ich mich an Diana Kennedys Rezept gehalten (das Buch verwendet leider meistens die amerikanischen Hohlmaße), jedoch hatte ich statt Bananenblättern nur Maisblätter zur Verfügung. In wie fern sich das auf den Geschmack der Tamales auswirkt, ist umstritten. Diana Kennedy behauptet, daß die Bananenblätter wesentlich für das Aroma der Teighülle seien; Bekannte, die beides probiert haben, meinen eher, es sei egal. Jedenfalls haben uns die Tamales costeños auch in der Maishülle gut geschmeckt. So gut, daß keine Zeit blieb zum Photographieren. Ein einziges Bild eines ausgepackten Tamal konnte ich am Schluß noch ergattern, leider war da schon fast nichts mehr von ihm übrig:
Worin mein Rezept stark abweicht, ist die Teigmenge. Kennedys Rezept basiert nur auf halb so viel Masa (und entsprechend weniger Schweinsschmalz), ich bin damit für die 18 Tamales nicht ausgekommen. Mit der doppelten Masa-Menge hat’s dann gut gepaßt. Tamales lassen sich gut vorbereiten und vor dem Servieren kurz aufwärmen. (Entgegen den Angaben in den meisten Kochbüchern fand ich den Aufwand deutlich geringer als etwa für Mole negro oaxaqueño.)
¡Buen provecho! und herzliche Gratulation an Bushcooks Kitchen!
Tamales costeños
- Vorschau: 18 Portionen
- Vorbereitung: 2 Std.
- Koch-/Backzeit: 60 Min.
- Fertig in: 3 Std.
Adaptiert aus Diana Kennedys The Art of Mexican Cooking.
Zutaten
- 500 g Masa harina para tamales, z.B. Nixarina
- 515 ml Wasser
- 300 g Schweinsschmalz
- 2 TL Salz
- 2 1⁄2 EL Recado rojo Achiote-Paste, bei mir nach dem Rezept in Modernist Cuisine
- ca. 24 Maisblätter originalgetreuer: Bananenblätter
- 1⁄2 Zwiebeln weiß, mittelgroß, fein gehackt
- 3 EL Pflanzenöl
- 450 g Paradeiser blanchiert, geschält und entkernt, in feine Würfel geschnitten
- 16 grüne Oliven in Scheiben geschnitten
- 200 g Garnelen roh, ohne Schale
- 50 g getrocknete Garnelen aus dem Asia-Laden
- 3 Schoten Chili nach Möglichkeit Jalapeños, jedenfalls mittelgroß, mittelscharfe
Zubereitung
- Die Maisblätter kurz abspülen und zumindest 15 Minuten wässern. (Sie müssen schön geschmeidig sein.)
- Die getrockneten Garnelen mit kochendem Wasser aufgießen und 20 Minuten einweichen lassen.
- Masa harina mit 2 Teelöffeln Salz gut vermischen.
- Aus der Masa harina und 500 Milliliter Wasser einen Teig anrühren. Falls der Teig zu trocken ist, mit dem restlichen Wasser auf die gewünschte Konsistenz verdünnen. (Die Masa soll etwas flüssiger sein als für Tortillas.) Abdecken und rasten lassen.
- 230 Gramm Schweinsschmalz abwiegen. Den Rest beiseite stellen.
- Schmalz luftig aufschlagen.
- Mit dem Schneebesen vorsichtig Masa und 2 Eßlöffel Recado rojo unterheben. Fertigen Teig kühlstellen.
- Zwiebeln bei niedriger Hitze in Pflanzenöl glasig anschwitzen. Dann die Paradeiser zugeben und 8 Minuten auf großer Flamme einkochen.
- Eingeweichte getrocknete Garnelen abgießen. Darm der frischen Garnelen entfernen. In mundgerechte Stücke schneiden und mit den Olivenringen zu den Paradeisern geben. Mit Salz abschmecken. Die Fülle 5 Minuten bei mittlerer Hitze weiterköcheln. Vom Herd nehmen und vollständig auskühlen lassen.
- Maisblätter unter fließendem Wasser abbürsten und gut abtropfen lassen. (Wenn Bananenblätter verwendet werden sollen, müssen diese stattdessen über einer offenen Flamme geschmeidig gemacht werden.) 18 große Maisblätter einseitig mit dem verbliebenen Schweinsschmalz einreiben und beiseite stellen. Die übrigen Blätter in ca. 1 cm breite Streifen reißen.
- Je einen gehäuften Eßlöffel Teig auf einem eingefetten Maisblatt länglich aufstreichen. Einen Eßlöffel der Fülle und einen Chilistreifen daraufsetzen.
- Dann die beiden Längsseiten des Maisblatts über die Füllung falten. Die kurzen Enden überlappend über die Naht falten und mit einem Maisblattstreifen fixieren (Knoten auf der Oberseite). Das Ganze soll ausschauen wie eine kleines Paket. Die fertig gerollten Tamales flach einen Dämpfeinsatz legen (in mehreren Schichten).
- Bei geschlossenem Deckel ungefähr eine Stunde dämpfen (ein großer Druckkochtopf mit einem nicht vollständig schließenden Deckel leistet hier gute Dienste, es kann aber auch ein Dampfgarer verwendet werden). Die Tamales sind fertig, wenn sich der Teig von selbst vom Maisblatt löst.
- Die Tamales heiß servieren oder zum Auskühlen in einer einzelnen Lage auflegen. In ausgekühltem Zustand können die Tamales gut eingefroren oder in Alufolie verpackt bis zu zwei Tage im Kühlschrank gelagert werden. Zum Aufwärmen 10 Minuten dämpfen (tiefgefrorene Tamales nicht vorher auftauen lassen, evt. Dämpfzeit etwas verlängern). Dazu paßt mexikanisches Bier.
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Lieber Peter,
das macht mich mehr als neugierig. Etwas in der Art habe ich noch nie gegessen und eingepackte Gerichte bisher auch nur aus Bananenblättern. Vielen Dank für den tollen Beitrag und ich freue mich sehr, dass Du dabei bist.