Die Abendkarte hatten wir ja schon zweimal zu unserer großen Zufriedenheit durchprobiert (wobei das aktuelle Menü mit Taschenkrebstartare/Flußkrebs/Froschschenkel/Zitronengelée und Côte de bœuf/Rindswangerlragout/beef tartare/gefüllter Erdapfel – die Froschschenkel übrigens aus französischer Zucht, bevor es Proteste hagelt – sehr verlockend klingt, beim nächsten Grazbesuch planen wir einen Abend ein!). Diesmal also das Frühstück.
Ein geplantes Frühstück …
Wir hatten einen Tisch reserviert, aber nach dem Fenstertag wäre das offenkundig nicht nötig gewesen (an regulären Samstagen hingegen schon). Das Gebäck (hausgemachtes Brioche sowie Baguette und Croissants von der Hofbäckerei Edegger-Tax) steht bereits am Tisch, ebenso eine Auswahl Marmeladen von Jamsession. Die Frühstückskarte geht von „schnell“ über „klein“ und „mittel“ bis „groß“, außerdem als Extras gebratenes Gemüse mit Olivenöl und Kräutern oder Joghurt-Topfen-Crème mit frischen Früchten.Le grand für zwölf Euro umfaßt:
- Tee oder Kaffee,
- ein Glas frischgepreßten Orangensaft,
- Gebäck mit Butter und einem Gläschen Marmelade,
- wahlweise charcuterie, Käse oder Fisch, und
- ein œuf en cocotte, Spiegelei mit Speck oder omelette (nach Wunsch gefüllt).
Wir entschieden uns naturgemäß für das große Frühstück, mit Käse und œuf en cocotte für die Gärtnerin, mit Fisch und omelette mit Gemüse für mich. Serviert wird etappenweise. Unsere Heißgetränke standen nach wenigen Minuten am Tisch, bald gefolgt vom Käse- und Fischteller. Die Eiergerichte sind als letztes dran – an sich eh klar, in fünf Minuten geht sich ein frisches œuf en cocotte einfach nicht aus. Uns hat die Reihenfolge jedenfalls nicht gestört.
Die Käse waren reif, aber nicht „zu arg“ für ein Frühstück. Dreimal Kuh, einmal Ziege, dazu Fliederblütengelée. Interessanterweise war dabei nicht der Blauschimmelkäse, sondern der Hartkäse der kräftigste Vertreter. Der Fischteller beinhaltete hausgebeizten Lachs, Thunfischaufstrich und ein Räucherlachs-Frischkäse-Röllchen. Diese Reihenfolge sollte man auch beim Verzehr einhalten, gegen den kräftig gewürzten Thunfisch und das Räucheraroma hat der gebeizte Lachs einfach kein Leiberl.Eine persönliche Geschmacksoffenbarung war für mich die bestellte Eierspeise. Für die Gärtnerin dürfen ja bei keinem Sonntagsfrühstück die zwei weichgekochten Frühstückseier fehlen, aber ich mag Ei generell nur in verarbeiteter Form. Tiramisu, Schnitzelpanier, Meringue, fein gehackt in einer Vinaigrette, OK. Auch gezuckerten Eischnee nehme ich gerne, oder Crème anglaise. Weichgekochte Eier, hartgekochte Eier, Rührei, Eierspeis und was sonst noch an derartigen Gerichten geben mag – bäh! Einzig ein pochiertes Ei en meurette oder ein schön gebratenes Spiegelei findet bei mir für gewöhnlich Gnade. Aber hey, ich will ja alles probieren, auch wenn ich’s aus Prinzip nicht mag. Ekel ist ja grundsätzlich nur kulturelle Prägung. Manchmal erlebt man dabei schöne Überraschungen.So wie hier: Außen zart angebraten, gut gewürzt mit einer sanften Schärfe, innen crèmig mit fein gewürfeltem, bißfestem Gemüse. Oh ja!
Zufällig ist unser Frühstücksbesuch auf den ersten Geburtstag der Brasserie Santner gefallen und nachdem am Vormittag wie schon erwähnt eher wenig los war, lud uns Patron Gernot Santner zur Feier des Tages noch auf ein Glas Crémant ein. (OK, er hat uns auch wiedererkannt – die Kamera ist halt doch auffälliger als angenommen.) Jedenfalls stießen wir auf diesen Anlaß doch gerne an! Und eine gute Gelegenheit, dem Chef ein paar Fragen zu stellen. Unter anderem die nach der Herkunft des Eis, pardon, der Eier (ja, wir klauen schamlos bei Euch, liebe Frühstückerinnen!).Das mit den Eiern war dann gleich ein bisserl ein umfangreicheres Thema. Vom Konzept her sollten es nämlich eigentlich die bunten „Babette“-Eier von Toni Hubmann sein. Nur sind die derzeit nicht – oder jedenfalls nicht in ausreichender Menge – verfügbar. Also gibt’s einstweilen in der Brasserie Santner nur die „gewöhnlichen“ Freilandeier von Toni’s. Ein bißchen schade, daß es keine Bio-Eier sind, aber hoffentlich gibt’s bald wieder genügend „Babette“ (zumindest laut „Toni’s“-Homepage gibt’s die nämlich nur in Bio-Qualität)!Insgesamt haben wir fast eine ganze Stunde verquatscht. Ungeplant fragten wir dann noch, ob wir für ein spätes Mittagessen (es war ja schon knapp nach 12 Uhr) noch einen Tisch bekommen könnten? Kein Problem, meinte Gernot Santner und so verabschiedeten wir uns erst einmal für etwa eineinhalb Stunden ;-).
… und ein spontanes Mittagessen
Als wir dann gegen halb zwei ins Lokal zurückkehrten (die Wege in der Grazer Innenstadt sind ja glücklicherweise recht kurz), brummte das Mittagsgeschäft. Ohne unsere kurzfristige Reservierung wären wir eher nicht zu unserem Mittagsmenü gekommen. So aber war ein kleiner Tisch (fast wie in Paris!) schon für uns gedeckt (inkl. Brotkorb, anders als am Abend ohne couvert). Die große Karte wird nur am Abend angeboten, zu Mittag gibt neben einigen Salaten immer die aus aus Frankreich bekannte formule midi, also Suppe, Hauptspeise und Dessert, um (wie wir finden) wohlfeile 11,20 Euro. Zusätzlich hat man beim Tagesteller die Wahl zwischen Fisch oder Fleisch (außer am letzten Freitag im Monat, da wird der Fischgang durch Bouillabaisse ersetzt und ist etwas teurer). Wer keinen so großen Hunger hat, kann sich auch für zwei nach Belieben kombinierte Gänge um knapp unter 10 Euro entscheiden.
Nachdem uns croque-monsieur nicht so anlachte, entschieden wir uns beide für die Menüvariante mit dem Tagesfisch (Wolfsbarschfilet auf Spargelragout). Angekündigt wurden uns dazu eine Sellerieschaumsuppe und als Nachtisch eine der verfügbaren Tartes. Die Sellerieschaumsuppe kam als ordentliche Schüssel und sehr heiß daher. Nicht fancy, aber sehr gut und nicht (wie in Österreich so oft) durch Obersorgien beschwert.Die Hauptspeise hatte dann wieder dieses gewisse Je ne sais quoi: Mit Haut knusprig gebratenes Wolfsbarschfilet, ein feines Ragout aus Spargel und Lauch (oder jedenfalls einem Vertreter der allium-Familie) und leicht salzigen grünen Sprossen, die uns später als Salicorn vorgestellt wurden. Alles umspielt von einem wohlschmeckenden Schaum auf Weißweinbasis und begleitet von kleinen krokettenähnlichen Bällchen aus Erdäpfelmasse. (Das zusätzliche Stückchen Seeteufel gehörte wohl nicht zur Standardausstattung und soll daher nicht in die Bewertung einfließen.)
Die Nachspeisen hätte es da gar nicht mehr gebraucht, wir wären mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis auch schon so zufrieden gewesen. Nachspeisen? Ja, denn wir erhielten zwei unterschiedliche Tarte-Stücke, einmal (dunkle) Schokolade und einmal Nougat. Wie man auf den Bildern sieht, waren da aber auch noch ein paar andere Komponenten am Teller: Erdnußbutter, ein fruchtiges Himbeereis, Milchschaum … Ja, auch das Mittagsmenü in der Brasserie Santner weiß zu gefallen! Nicht so nobel wie am Abend, aber im besten Sinne preiswert. Das wünschen wir uns noch viele Jahre!
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