Aber lassen wir die Authentizitätsdebatte – wie hat es uns geschmeckt? Die Gärtnerin wählte die Topinambursuppe und die gefüllten Teigtaschen mit Ricotta und Blattspinat in Thymianbutter, ich entschied mich für alle der verfügbaren „steirischen Tapas“ mit Ausnahme der Leberkäsesemmel. Daß es den „Sonntagsbraten“ auch am Samstag gegeben hätte, haben wir leider zu spät mitbekommen.
Die Topinambursuppe kam im wunderbar altmodischen Emaillereindl daher und schmeckte auch so – wunderbar nämlich. Die Teigtaschen waren dagegen, wenn ich mich recht an die Reaktion der Gärtnerin erinnere, eher „eh gut“. Und die „Tapas“? Manche schmeckten sehr, sehr gut:
- Geräucherter Karpfen auf rotem Rübensalat: Keine spürbaren Gräten, festes, aromatisches Fleisch. Dazu die roten Rüben, sehr fein!
- Gebackene Blutwurst auf lauwarmem Erdäpfel-Vogerlsalat: Feiner Geschmack, angenehme Konsistenz und längst nicht so schwer, wie es klingt.
- Muskateller-Trauben mit Balsamico und Wildschweinschinken: Die Trauben stehen zu recht an erster Stelle, aber der Wildschweinschinken steht ihnen nicht viel nach.
Eher nicht mehr bestellen würde ich die steirischen Schlutzkrapfen mit Salbeibutter (hätte ich mir natürlich gleich denken können, weil eh schon wissen, Schlutzkrapfen und steirisch …), detto das knusprige Schwarzbrot mit Geflügelleberaufstrich. Braucht man nicht, außer vielleicht nach einer sehr langen Nacht. (Wobei, selbst dann lieber zweimal die gebackene Blunzn.) Das extra zu bestellende Brot kostet 1,50 Euro, das Körberl reicht dann aber auch wirklich für den ganzen Tisch. Eine Empfehlung wert ist auch noch die (nachträglich georderte) Maronicreme mit Weichselkoch!
Insgesamt bietet „Der Steirer“ durchaus eine Imbißalternative zur Grazer Institution Frankowitsch, ein paar gelegentlich wechselnde Gerichte außer dem Sonntagsbraten würden der Karte aber gut tun. Und vielleicht auch ein bißchen mehr Mut, dafür weniger Steirerprosa.
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