Tapas beim Steirer

Besteck im "Der Steirer"
Bild: Der Küchenmeister | mnd.sc
Nach dem redu­zier­ten Fei­er­tags­pro­gramm gibt’s als ersten Ein­trag des Jah­res noch einen advent­li­chen Abste­cher nach Graz – die ver­spro­che­nen Fasa­nen benö­ti­gen doch noch ein bis­serl mehr Aus­ar­bei­tung. (Und ja, das liegt haupt­säch­lich daran, daß ich aus­ge­rech­net meine Noti­zen zur Pastete nicht mehr fin­den kann.) Mit „stei­ri­schen Tapas“ lockt das dem Hotel Weit­zer ange­glie­derte Restau­rant „Der Stei­rer“ in die Bel­gier­gasse. Neben­bei wird hier auch noch mit (stei­ri­schem, eh klar) Wein gehan­delt, aber wir woll­ten uns kuli­na­risch auf das vor­weih­nacht­li­che Getüm­mel vorbereiten.

Gewölbe im Restaurant "Der Steirer"
Bild: Der Küchenmeister | mnd.sc
Unser reser­vier­ter Tisch liegt im Hin­ter­zim­mer, das über ein sehens­wer­tes Gewölbe ver­fügt. Ohne Reser­vie­rung wär das wohl nichts gewor­den, Ein­kaufs­sams­tag halt. Ein Nach­teil des Gewöl­bes, jeden­falls bei die­sem Tru­bel: Der Geräusch­pe­gel macht Gesprä­che zwi­schen nicht neben­ein­an­der Sit­zen­den eher müh­sam. Die Spei­se­karte gibt sich betont stei­risch, anhand der Gerichte kann ich diese Eigen­wahr­neh­mung jedoch eher schwer nach­voll­zie­hen. Und zwar weder bei den „Klas­si­kern“ (Leber­knö­del­suppe, Rinds­gu­lasch, Wie­ner Schnit­zel) noch bei den „stei­ri­schen Tapas“. („Stei­ri­sche“ Schlutz­krap­fen? Ernsthaft?)

Aber las­sen wir die Authen­ti­zi­täts­de­batte – wie hat es uns geschmeckt? Die Gärtnerin wählte die Topin­am­bur­suppe und die gefüll­ten Teig­ta­schen mit Ricotta und Blatt­spi­nat in Thy­mian­but­ter, ich ent­schied mich für alle der ver­füg­ba­ren „stei­ri­schen Tapas“ mit Aus­nahme der Leber­kä­se­sem­mel. Daß es den „Sonn­tags­bra­ten“ auch am Sams­tag gege­ben hätte, haben wir lei­der zu spät mitbekommen.

Topinambursuppe
Topin­am­bur­suppe
Gefüllte Teigtaschen mit Ricotta und Blattspinat in Thymianbutter
Gefüllte Teig­ta­schen

Die Topin­am­bur­suppe kam im wun­der­bar alt­mo­di­schen Email­ler­eindl daher und schmeckte auch so – wun­der­bar näm­lich. Die Teig­ta­schen waren dage­gen, wenn ich mich recht an die Reak­tion der Gärtnerin erin­nere, eher „eh gut“. Und die „Tapas“? Man­che schmeck­ten sehr, sehr gut:

  • Geräu­cher­ter Karp­fen auf rotem Rüben­sa­lat: Keine spür­ba­ren Grä­ten, festes, aro­ma­ti­sches Fleisch. Dazu die roten Rüben, sehr fein!
  • Gebackene Blut­wurst auf lau­war­mem Erd­äp­fel-Vogerl­sa­lat: Fei­ner Geschmack, ange­nehme Kon­si­stenz und längst nicht so schwer, wie es klingt.
  • Mus­ka­tel­ler-Trau­ben mit Bal­sa­mico und Wild­schwein­schin­ken: Die Trau­ben ste­hen zu recht an erster Stelle, aber der Wild­schwein­schin­ken steht ihnen nicht viel nach.

Eher nicht mehr bestel­len würde ich die stei­ri­schen Schlutz­krap­fen mit Sal­bei­but­ter (hätte ich mir natür­lich gleich den­ken kön­nen, weil eh schon wis­sen, Schlutz­krap­fen und stei­risch …), detto das knusp­rige Schwarz­brot mit Geflü­gel­le­ber­auf­strich. Braucht man nicht, außer viel­leicht nach einer sehr lan­gen Nacht. (Wobei, selbst dann lie­ber zwei­mal die gebackene Blunzn.) Das extra zu bestel­lende Brot kostet 1,50 Euro, das Kör­berl reicht dann aber auch wirk­lich für den gan­zen Tisch. Eine Emp­feh­lung wert ist auch noch die (nach­träg­lich geor­derte) Maro­ni­creme mit Weich­sel­koch!

Ins­ge­samt bie­tet „Der Stei­rer“ durch­aus eine Imbiß­al­ter­na­tive zur Gra­zer Insti­tu­tion Fran­kowitsch, ein paar gele­gent­lich wech­selnde Gerichte außer dem Sonn­tags­bra­ten wür­den der Karte aber gut tun. Und viel­leicht auch ein biß­chen mehr Mut, dafür weni­ger Steirerprosa.


Der Küchenmeister

Der Küchen­meis­ter arbei­tet als Infor­ma­ti­ker und dilet­tiert in sei­ner Frei­zeit am Herd und Zir­ku­la­tor. Seit eini­gen Jah­ren gilt sein beson­de­res Inter­esse den moder­nen Küchentechniken.

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