Schnitzel jagen für den Garten Vienna Foodie Quest 2015

Wäh­rend unsere inhäu­si­gen Kuli­na­rik­ak­ti­vi­tä­ten umzugs- und küchen­re­no­vie­rungs­be­dingt noch auf Spar­flamme lau­fen (ja, rich­tig, des­we­gen auch die lange Blog-Pause), sorgte die von Sarah Kro­bath orga­ni­sierte Vienna Foo­die Quest vor drei Wochen trotz brü­ten­der Hitze für ordent­lich action in der Stadt.

Fünf­zehn Teams hat­ten sich auf Sarahs Ein­la­dung hin am Start­punkt „Zum roten Bären“ ver­sam­melt, um nach Ent­ge­gen­nahme eines VFQ-But­tons und der Liste mit den elf Auf­ga­ben zur kuli­na­ri­schen Schnit­zel­jagd quer durch Wien auf­zu­bre­chen. Die Rei­hen­folge war uns dabei selbst über­las­sen, nur die Märkte soll­ten wir doch bitte vor 13 Uhr besu­chen, weil danach …

Nach kur­zer Pla­nung erga­ben sich für das Team „The Plate Run­ners“ (bestehend aus Nikky von Kit­chen Sto­ries, Bine von bine kocht! und mir) in con­creto fol­gende Stationen:

  1. Dot­tore Por­chetta am Karmelitermarkt
  2. Pöhl’s am Kutschkermarkt
  3. Leo­nes Gelato in der Lan­gen Gasse
  4. Jumi am ande­ren Ende der Lan­gen Gasse
  5. Casa Caria in der Schottenfeldgasse
  6. Die Zuckerl­werk­statt in der Herrengasse
  7. Die Buschen­schank von Jutta Ambro­sit­sch in Grinzing

Die übri­gen Auf­ga­ben waren quasi stand­ort­un­ab­hän­gig (eine Markt­stand­le­rin oder einen Markt­stand­ler mit Vor­na­men ken­nen­ler­nen, einen Wür­stel­stand doku­men­tie­ren etc.). Die exzes­sive pho­to­gra­phi­sche Doku­men­ta­tion ver­steht sich in einer netz­af­fi­nen Runde eh fast von selbst (Hash­tag #vfq15), sicher­heits­hal­ber gab es dann aber auch noch von den ein­zel­nen Sta­tio­nen gestif­tete Preise zu gewinnen.

Markttag

Unser erster Weg führte uns nahe­lie­gen­der­weise zum Kar­me­li­ter­markt, wo Paolo Castig­li­one alias Dot­tore Por­chetta schon auf uns war­tete. Die ursprüng­li­che Vari­ante der por­chetta ist ein ent­bein­tes gan­zes Schwein, das mit Kräu­tern gefüllt und wie­der zusam­men­ge­bun­den am Spieß gebra­ten wird. Ein Span­fer­kel on speed quasi, für mich nah dran am ulti­ma­ti­ven Schweins­bra­ten – auch in der nie­der­öster­rei­chi­schen Vari­ante vom Schwä­bisch-Häl­li­schen.

Andrzej Koch, „der Schwei­zer“ mit dem pol­ni­schen Vor­na­men und dem Fai­ble für exqui­si­ten Käse ver­schaffte uns im Anschluß nicht nur unser Markt­stand­ler-Sel­fie, son­dern gab uns auch noch den Hin­weis, daß es natür­lich auch am Kar­me­li­ter­markt einen Trink­brun­nen gäbe. Warum der im offi­zi­el­len Brun­nen­plan der Stadt Wien nicht ein­ge­zeich­net ist, weiß ver­mut­lich nur die zustän­dige Magistratsabteilung.

Eine U‑Bahn und eine Stra­ßen­bahn wei­ter war es dann schon wie­der Zeit für eine kleine Stär­kung: Bei Irene Pöhl’s Käse­stand (sic!) am Kutsch­ker­markt war­tete soll­ten wir ver­schie­dene Brote den rich­ti­gen Bäcke­reien zuord­nen. Gut, gar so schwer war das dann doch nicht, waren es doch aus­ge­sucht spe­zi­elle Brot­sor­ten. (Wer auch immer behaup­tet, glu­ten­freies Brot wäre eh genauso wie „nor­ma­les“, lügt.)

Zu lange in der Langen Gasse

Ohne jetzt mit detail­lier­ten Aus­füh­run­gen zu unse­rer Route lang­wei­len zu wol­len: Die Lange Gasse heißt nicht umsonst so – beson­ders wenn man statt 78 die Haus­num­mer 8 notiert und sie dann bei gefühl­ten 40 Grad im Schat­ten gleich zwei­mal auf- und abgeht. Dafür gab’s im Leo­nes Gelato ein heiß-kal­tes affo­gato al caffè zur Bele­bung und für den Rück­weg ein Sta­nit­zel Schleck­eis als Hit­ze­schutz (war lei­der auf hal­ber Strecke aus). Im Ver­gleich zu ande­ren kürz­lich eröff­ne­ten gela­te­rie ist die Sor­ten­aus­wahl sehr klas­sisch (wenn auch, pur­troppo, in einer Rezep­tur ohne Dot­ter, denn „lei­der war davon nur ein Wie­ner Gastro­kri­ti­ker begeistert“).

Rück­blickend war Käse nach Eis viel­leicht nicht die beste Rei­hen­folge. Über­ra­schung des Tages: die Erd­beer­rolle. Nur sai­so­nal erhält­lich, aber eine tolle Grund­lage für nicht ganz all­täg­li­che Des­serts. Und ja, die ande­ren Käse sind eh auch gut im neuen Wie­ner Jumi-Laden. Was ja nicht ver­wun­dert, wenn man Sarahs Buch gele­sen hat.

Calabria, Wien

Nach unse­rem klei­nen Abste­cher in die kuli­na­ri­sche Schweiz ging es zurück nach Ita­lien. Genauer: Nach Kala­brien. Von dort stammt näm­lich Dome­nico Pugliese, der zusam­men mit Bri­gitte Schmid­hu­ber den Oli­venöl- und Fein­kost­im­port Casa Caria betreibt. (Seit der Über­sied­lung in die Schot­ten­feld­gasse auch mit einem eige­nen Laden­ge­schäft.) Neben wirk­lich tol­len Oli­ven­ölen, die wir ver­ko­sten durf­ten – das war die #vfq15-Auf­gabe – ist die Casa Caria auch eine der weni­gen mir bekann­ten Bezugs­quel­len für die kala­bre­si­sche Chili-Streich­wurst ’nduja. Defi­ni­tiv immer einen Besuch wert!

Innenstadt-Zuckerln

Ein bis­serl hab ich mich gefürch­tet vor der vor­letz­ten Sta­tion. Zuckerln sind halt nicht so meins. Obwohl, als Photo-Motiv machen sie schon eini­ges her. Fas­zi­niert war ich von der Tech­nik. Obwohl es lei­der zu heiß für eine Live-Vor­füh­rung war, wur­den uns in der Zuckerl­werk­statt die Grund­züge der Zuckerl­her­stel­lung dank der ver­füg­ba­ren Videos anschau­lich näher­ge­bracht. Damit war dann auch die Funk­tion des Zieh­ha­kens klar.

(Eigent­lich waren wir damit doch mit unse­ren Auf­ga­ben fer­tig, oder? Nein, halt, ein Wür­stel­stand-Sel­fie war ja noch aus­stän­dig. Zum Glück lag am Weg zur U‑Bahn ein recht schmuckes, offen­bar noch in Bau befind­li­ches, Exemplar.)

Grinzing

Letzt­lich wurde es doch nicht die U‑Bahn, irgendwo kurz vor der U‑Bahn ent­schie­den wir uns für ein Taxi. (Eine Rik­scha wär zwar wirk­lich sty­lish gewe­sen, aber da hät­ten wir zu dritt nicht Platz gehabt.)

Ein bis­serl dau­erte es, bis fast alle Teams ihren Weg in die Buschen­schank von Jutta Ambro­sit­sch gefun­den hat­ten (zu viele Ver­lockun­gen lagen am Weg), doch dann war es so weit: Die Prä­sen­ta­tion der prä­mier­ten Pho­tos konnte begin­nen. Die Kate­go­rien waren eher ad hoc, nicht alle habe ich mir gemerkt. OK, gelo­gen. Erin­ner­lich ist mir nur der Preis für „bestes Grup­pen­bild“, der ging näm­lich an The Plate Run­ners (in ech­tes Gemein­schafts­werk übri­gens, da hat­ten alle die Fin­ger an Bines iPad):

Peter Putzer, Nicole Wlasak, Andrezj Koch, Sabine-Caroline Hallwachs (v.l.n.r.)
Bild: The Plate Runners Peter, Nikky, Andrzej, Bine (v.l.n.r.)

Fehlt noch was? Ah ja, den guten Zweck der kuli­na­ri­schen Schnit­zel­jagd will ich natür­lich nicht vor­ent­hal­ten. Es han­delte sich um das Slow-Food-Pro­jekt „1000 10.000 Gär­ten in Afrika“. 1000 oder gar 10.000 Gär­ten sind es aus unse­ren Spen­den zwar nicht gewor­den, aber immer­hin ein­ein­halb. Bei inter­esse: Mehr zum aktu­el­len Pro­jekt­stand fin­det sich auf der Seite der Fon­da­zione Slow Food.

Für Inter­es­sierte: Die­ses Jahr war die Vienna Foo­die Quest invite-only – die näch­ste Runde soll dann aber für alle offen sein. Schon jetzt kann man sich für den News­let­ter ein­tra­gen lassen.


Der Küchenmeister

Der Küchen­meis­ter arbei­tet als Infor­ma­ti­ker und dilet­tiert in sei­ner Frei­zeit am Herd und Zir­ku­la­tor. Seit eini­gen Jah­ren gilt sein beson­de­res Inter­esse den moder­nen Küchentechniken.

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