Von Menschen, die sich gesundheitsbewußt geben, ist oft zu hören, daß in Industrieprodukten „lauter Chemie“ drinnen sei. Auch aus der Werbung ist das Schlagwort „Ohne Chemie!“ nicht mehr wegzudenken. Die alte ChemielehrerInnen-Maxime „Chemie ist alles und alles ist Chemie!“ wird dabei geflissentlich ignoriert.
Wen wundert’s da, daß in den letzten Jahren alternative Färbeanleitungen mit Pflanzenfarben erfunden oder wiederentdeckt werden. Leider fehlen bei vielen Anleitungen (jedenfalls abseits von Blogs) Fotos der Farbergebnisse. Klar, daß Pflanzenfarben weniger leuchtende Färbungen hervorbringen werden, als industriell hergestellte, aber wie bunt werden die Eier ohne die „böse Chemie“? Daher wagte ich heuer das Experiment, zu schauen, wie es um die Eierfärbefähigkeiten der in der Natur vorkommenden Chemie bestellt ist.
Für meinen Versuch orientierte ich mich an den Anleitungen auf der Website des Gesundheitsministeriums: ich verwendete Kurkuma, grünen Tee, Rote-Rüben-Saft, rote Zwiebelschalen, Holundersaft und Aroniabeeren. Während Kurkuma sonnengelb, grüner Tee lindgrün und Holundersaft violett färben soll, ergeben Zwiebelschalen, rote Rübe und Aroniabeeren (die ich anstatt der angegebenen Heidelbeeren gerade daheim hatte) verschiedene Rottöne. Ich war gespannt, welche Pflanzenfarbe das Versprochene halten würde. Nachdem nicht alle Zutaten verfügbar waren, mußte ich einige Angaben in den Anleitungen situationselastisch interpretieren ;-) Ein kleines Manko meiner Vorbereitungen: Leider hatte ich zuvor nicht daran gedacht, reinweiße Eier zu besorgen, was für die Farbechtheit von Vorteil gewesen wäre. So mußten es die üblichen hellbraun-beigen (selbstverständlich Freiland-)Eier tun.
Da ich davon ausging, daß die Rottöne ohnehin besser funktionieren würden, begann ich mit den helleren Färbungen – und Kurkuma hat schon einmal nicht enttäuscht. Genau nach Anleitung – zwei gehäufte Eßlöffel Kurkuma in etwa einem halben Liter Wasser zehn Minuten gekocht und dann die Eier direkt im Sud ebenfalls zehn Minuten hartgekocht – ergab das sehr schöne Gelbfärbungen, je nach Ausgangsfarbton des Eies von Hellgelb bis Gelborange.
Beim Grüntee war ich dann eher skeptisch ob damit wirklich eine hellgrüne Färbung zu erzielen sein würde, und leider bewahrheitete sich diese Vorahnung. Auch nach längerem Liegenlassen im Teesud tat sich in Sachen Farbe rein gar nichts. Diese zuvor hartgekochten Eier legte ich daher dann für kurze Zeit in den übrig gebliebenen Kurkuma-Sud, was immer noch ein sattes Hellgelb ergab.
Doch nun zu meinen Lieblingsfarben, den Rottönen: Bei der roten Rübe wurden die Eier nach Anleitung ebenfalls gleich im zuvor aufgekochten Saft (mit einem Schuß Essig) zehn Minuten lang hart gekocht. Angesichts der Farbe des Saftes hatte ich mir hier ein etwas „röteres“ Ergebnis erwartet – es wurde eher ein Rotbraun (mit eioberflächenbedingten Sprenkeln). Eventuell könnte hier mit frischen Rüben ein besseres Ergebnis erzielt werden?
Die Zwiebelschalen weckten Kindheitserinnerungen an meine (leider schon verstorbene) Oma, die lange Zeit ebenfalls mit dieser Methode Ostereier gefärbt hat. Zuerst habe ich die Schalen von einem Kilogramm roten Zwiebeln in ca. einem halben Liter Wasser zwanzig Minuten lang gekocht. Im Gegensatz zu Kurkuma und roten Rüben werden hier jedoch zuvor hart gekochte Eier in den nicht mehr kochenden Sud gegeben und etwa eine halbe Stunde (je nach gewünschter Farbintensität) liegen gelassen. Bei meinem Versuch war das Ergebnis schon nach einer Viertelstunde sehr schön. Neben Kurkuma ist das Zwiebelschalenrostrot definitiv eine der zu notierenden Methoden.
Die meiner Meinung nach schönste Färbung jedoch ergab der Holunder. Da ich eine besonders intensive Färbung wollte, bin ich hier stärker von der Anleitung abgewichen: Statt einer 1:1‑Mischung habe ich die 330 Milliliter Holunder-Direktsaft mit nur 200 Millilitern Wasser gestreckt. Hier wurden die Eier wieder direkt im Sud hartgekocht. Das Ganze ergab ein wunderschönes, dunkles Blauviolett. Die Wiederholung nächstes Jahr ist damit garantiert. :-)
Die letzte Variante war schließlich ein Sud aus einem halben Liter Wasser und 50 Gramm getrockneten Aroniabeeren. Kurios bei diesem Färbeversuch war, daß es während der Kochzeit der Eier lange so aussah, als würde die Farbe wie beim grünen Tee nicht „greifen“. Glücklicherweise ergab es am Ende aber doch ein zartes Hellrosabraun. Hier wären wahrscheinlich die eigentlich vorgeschlagenen Heidelbeeren besser gewesen (zumindest auf Kleidung hält deren Farbe bekanntlich hervorragend).
Natürlich ist es Geschmackssache, aber mir gefallen die Pflanzenfarben, trotz – oder gerade wegen? – der erdigen Töne, die sie ergeben, viel besser als die knalligeren Industriefarben. Meine Favoriten sind dabei eindeutig Holundersaft, rote Zwiebelschalen und Kurkuma. Oder habt ihr, liebe Leserinnen und Leser, vielleicht weitere Vorschläge?
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