Nachdem die Begrünung unsere Fensterbänke erfolgreich verlaufen ist, wollen wir die grünen Schützlinge natürlich gut pflegen, damit die Ernte entsprechend ausfällt. Ganz so reichlich wie in einem Gartenbeet oder in großen Blumentöpfen auf einem Balkon wird sie sehr wahrscheinlich nicht werden, aber gut genug, um immer wieder einmal ein paar Blättchen oder Zweige abschneiden zu können.
Aufgrund der begrenzten Platzverhältnissen auf unseren Fensterbänken haben wir vorher überlegt, welche Kräuter wir auch wirklich in der Küche verwenden möchten und dementsprechend ausgewählt. Den Standort kann man als Fensterbankgärtnerin meistens nicht so frei wählen, wie es gut wäre. Trotzdem sollte man beachten, dass viele Küchenkräuter Sonne lieben und auch recht viel davon brauchen, damit sie ihr feines Aroma ausbilden. Besondere Sonnen-Fans sind z.B. Rosmarin, Salbei, Thymian, Majoran oder Lorbeer. Im Halbschatten – also ungefähr den halben Tag Sonne, die andere Tageshälfte schattig – gedeihen z.B. Petersilie, Schnittlauch oder Minze gut. Wir haben Glück: die eine Fensterseite hat Vormittags‑, die andere Nachmittagssonne.
Apropos: Nicht alle Kräuter passen zueinander. Kombinationen, die gut funktionieren sind z.B. Basilikum und Majoran, Petersilie und Schnittlauch sowie Schnittlauch, Thymian und Estragon. Ein häufig gemachter Fehler: Thymian und Majoran nebeneinander zu setzen. Diese beiden mögen sich gar nicht und meistens geht dann der Majoran nach einiger Zeit ein. Bei uns stehen sie daher in verschiedenen Kisterln an unterschiedlichen Fensterbänken. Grundsätzlich vertragen sich einjährige Kräuter wie Basilikum, Petersilie oder Majoran und zwei- oder mehrjährige wie Minze, Salbei, Schnittlauch oder Thymian jeweils sehr gut mit ihresgleichen.
Für das gute Gedeihen der Kräuter ist das Substrat natürlich auch entscheidend. Während (Bio-)Kräutererde oder auch mit Sand vermischte normale Blumenerde grundsätzlich ausreicht, ist eine zusätzliche Drainage-Schicht sehr wichtig, die überschüssiges Wasser auffängt und ableitet. Bei uns besteht sie aus dem Blumenkisterl mitgelieferten Lechuza-Pon-Bimsgranulat. Beim Gießen muß man sich ein bisserl zurückhalten, denn die meisten Kräuter mögen Staunässe überhaupt nicht. Besonders mediterrane Kräuter wie Thymian, Rosmarin, Majoran oder Oregano reagieren da sehr empfindlich. Etwas mehr Wasser vertragen z.B. Petersilie, Schnittlauch, Melisse, Kerbel und Estragon. In Blumenkisterln ohne Bewässerungsfunktion setzt man daher die Kräuter auch entsprechend ihres Wasserbedarfs nebeneinander.
Das System unseres Lechuza-Kisterls ist darauf ausgerichtet, dass sich jedes Kraut die Menge an Wasser holen kann, die es benötigt. In der „Anwachsphase“ haben wir die Kräuter etwa drei Wochen „normal“ von oben gegossen. Danach tut das Wasserreservoir seinen Dienst: zunächst wird es aufgefüllt, dann wartet man bis der Wasserstandsanzeiger absinkt – in dieser Phase holen sich die Kräuter das Wasser. Darauf folgt eine Trockenphase von drei bis sieben Tagen, damit die Pflanzen nicht ständig „im Wasser“ stehen, erst dann gießen wir wieder. Wie schnell das Wasser aufgebraucht ist, hängt natürlich auch von den Außentemperaturen ab – bei Hitze muss öfter gegossen werden. Dünger im Gießwasser sollte selbstverständlich biologisch sein, da wir die Kräuter ja in Speisen und Getränken verarbeiten und nicht nur anschauen wollen. Flüssigdünger ist allerdings nicht optimal, wie wir inzwischen festgestellt haben: Durch die Standzeit im Wasserreservoir ist leider beim Lüften jedes Mal ein nicht sehr dezenter odeur de Mistkübel, beim Fenster hereinkommen.
Regelmäßiges Ernten regt bei vielen Kräutern das Wachstum an: sie verzweigen sich und werden dichter. Speziell Rosmarin, Salbei, Thymian und Basilikum gedeihen gut, wenn die Triebe immer wieder zurückgeschnitten werden. Ob auch Blüten (z.B. bei Minze) zurückgeschnitten werden sollten, ist umstritten. Manche meinen, die Kräuter würden sonst zu viel Energie in die Samenproduktion, und damit weniger in die Blätter und das Aroma stecken. Und das wollen wir ja schließlich drinnen haben, wenn die Kräuter dann zum Einsatz kommen. Gerne verwenden wir z.B. Petersilie und Minze für orientalische Salate wie Kısır und Taboulé. Vom Abernten im Herbst geht sich vielleicht aus noch ein bisschen Kräuterpesto aus. Aber das nächste Frühjahr und somit die nächste Kräutersaison kommt bestimmt!
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