Die versprochenen Onsen-Eier waren auch so eine Sache. Klassische onsen-tamago werden bei knapp über 63 °C gegart – und zwar ungefähr eine Stunde lang. Viel zu lang für eine Session. Und sie sind dann halt schon noch ziemlich schlatzig, da ein großer Teil der Eiklarproteine bei dieser Temperatur nicht koaguliert. Außerdem war der Zirkulator bis Freitagabend noch vom Rind blockiert, also blieb nicht viel Zeit zum Probekochen. Da 55 °C fast die richtige Temperatur zum Pasteurisieren von Eiern ist (eine Stunde und 15 Minuten bei 57 °C) nahm ich die auch gleich noch ins Programm auf.
Das oben abgebildete Ei ist erst beim Abkühlen gesprungen, hat aber den Transport zum Foodcamp unbeschadet überstanden. Die Membran ist erstaunlich widerstandsfähig! Zum Glück gibt es da in Ideas in Food ein schnelles Rezept: 13 Minuten bei 75 °C. Da ging sich dann auch noch ein Probeei aus. Geplatzt ist mir übrigens beim Kochen noch keines. (Was sich günstig trifft, denn die im Netz vorgeschlagene Plastiksackerl-Lösung ist bei 75 °C‑heißem Wasser ziemlich unpraktisch beim Herausfischen.) Danach auch für diese Eier ein Eiswasserbad fällig und anschließend ab in den Kühlschrank.Sicherheitshalber bin ich ja ganz früh aufgestanden und war am Samstag schon um halb neun in der Neutorgasse. Zirkulator, großes Messer, Flammenwerfer … alles dabei. Was fehlt? Das Stromkabel für den Zirkulator. Aber kein Problem, ist eh ident mit den üblichen Netzkabeln für Monitore und Desktop-Computer. Ausgerechnet bei einer Blogger-Konferenz ist so eines dann natürlich nirgends aufzutreiben! Also noch einmal retour und das Kabel geholt. Ob sich das angekündigte Foodcamp-Frühstück noch ausgeht?
Es ging sich noch aus, wenn auch ein bisserl knapp. Wunderbare Weichkäse, Marmeladen und frische Weckerln. Tee nur im Sackerl, aber dafür mit großer Auswahl. Ein ordentlicher Start in den Tag. Dann die erste Session: Erfolgreich Foodbloggen. Alexandra Palla (roughcutblog), Kevin Ilse (The Stepford Husband) und Katharina Seiser (esskultur) plaudern aus dem Nähkästchen.Danach war es erst einmal Zeit, mein ganzes Equipment aufzubauen. Ikea-Topf, heißes Wasser, Stromkabel. Dahinter eine Videowand. Alles läuft, 55 °C, paßt. Fleisch raus aus dem Kühlschrank und rein in den Topf und auf zur nächsten Session. Rohmilchkäse von Sarah Krobath und Christian Müller-Guttenbrunn. Leider schon zur Hälfte vorbei, aber immerhin bin ich noch rechtzeitig für die Kostbroben und die sehenswerte Schlußfolie:
Meine eigene Session fand dann nicht bei der Videowand im Foyer statt, irgendwer hatte versehentlich den Strom gekappt und von der Technik war kurzfristig niemand aufzutreiben. Irgendwas mit Cube hieß die Ersatzlokation, die zwar gemütlich, für die Anzahl der Interessierten dann aber doch ein bisserl klein war. (Daß das Wasserbad nicht isoliert war, hat die Lufttemperatur natürlich auch nicht gerade gesenkt.) Trotzdem dürfte meine Präsentation recht erfolgreich gewesen sein, denn die Zuhörenden hielten es fast eine ganze Stunde aus. Bei der Verkostung haben wir übrigens beim 48-Stunden-Fleisch schlappgemacht, das 72-Stunden-Vieh ging dann später als Spende an die OPENKITCHEN. Leider bin ich nicht zum Photographieren gekommen ;-) – The Stepford Husband, Simply4Friends und betatext glücklicherweise schon.Vom Mittagessen hab ich nicht gar so viel mitbekommen (das Adrenalin war wohl noch nicht ganz abgebaut). Danach gab’s eine Einführung in die Food-Photographie von Cliff von Pixelcoma. (Eigentlich hätte es später noch einen Praxisworkshop gegeben, aber der fiel dann blöderweise mit der abschließenden Weinverkostung zusammen.)Viel spannender als die etwas längliche Diskussion zum Thema gesunde Ernährung, Paläokost und Nichteßtage war dann Katharinas Diavorführung zur neuen nordischen Küche (NOMA und Fäviken). Und für die anwesenden Photo-Freaks hielt sie uns dann auch noch ihr neues Kochbuch „Österreich vegetarisch“ in die Kameras. („Wie bekommt man drei Lesebändchen?“ – „Wir haben fünf verlangt!“)
Irgendeine Session dürfte ich dazwischen noch ausgeblendet haben, aber so circa um diese Zeit setzte bei mir dann leichtes Kopfweh ein. Schon wenig später war das aber wie weggeblasen. Champagner war halt schon immer von medizinischem Nutzen ;-) Tanja Klein von YouGrape moderierte die Weinverkostung sehr kurzweilig und anekdotenreich.
deine session war großartig! unter den bedingungen (teppich, luster, wohnzimmer, winzig) eine derartige show zu liefern, ohne dünkel und ohne dogmen (wobei: plastiksackerln gilt schon deine große liebe ;-)) – gratuliere!
Danke schön :-)
Deine Bilder aus den nordischen Gefilden waren auch sehr inspirierend – würd gern einmal dort vorbeischauen (wobei: auch in .at hab ich noch einiges zu entdecken).