Wir haben’s wieder getan: Nachdem auf Jürgens Initiative hin im Frühjahr die erste Foodblog-Dinner-Reihe über die Bühne gegangen ist, startete letzte Woche die zweite Runde. Und da er beim ersten Versuch den Vorteil hatte, als letzter ins Rennen zu gehen, war es nur folgerichtig, daß Jürgen dieses Mal zuerst an den Herd mußte.
Für alle, die das Fernsehformat nicht kennen: Fünf Menschen bekochen sich gegenseitig, nach jedem Essen werden von den Eingeladenen Punkte von 1 bis 10 vergeben. Wer insgesamt die höchste Punktezahl erreicht, darf sich eine Urkunde übers Bett hängen. Nachdem hier – anders als im Fernsehen – lauter Foodbloggerinnen und ‑blogger versammelt sind, darf natürlich nicht umsonst ein gewissen kulinarisches Können vorausgesetzt werden. Dafür sparen wir uns Schlafzimmerblicke (wobei: ein Blick in die Küche eines Foodbloggers, einer Foodbloggerin ist ja fast ähnlich intim ;-).
Der Apéritif war als „Apfel-Collins“ angekündigt und offenbar recht stark abgemischt (ich hatte nur ein Glas und daher am nächsten Tag keine negativen Auswirkungen zu beklagen). Eh kein schlechter Drink, aber – sorry, Jürgen – ohne Soda kann das niemals ein Collins sein, wurscht ob Tom, Jack oder Apfel-. Die dazu gereichten Miniatur-„Rote-Rüben-Quiches“ hatten ein hohes Sucht- und Sättigungspotential. Vielleicht wären hier von der Anzahl her weniger von der Wirkung her mehr gewesen (siehe Tante Joleschs Krautfleckerln), insgesamt aber ein schöner Einstieg. (Habe ich mich eigentlich schon als Mitglied der Anonymen Rote-Rüben-Fans geoutet?)
Bild: Der Küchenmeister | mnd.scDie als erster eigentlicher Gang folgende „Fenchel-Orangen-Suppe mit Curry-Croûtons“ konnte da für mein Empfinden nicht ganz anschließen. Bitte nicht falsch verstehen: Sie war schon eine gute Suppe, aber weder Fenchel noch Orangen kamen für sich sehr zur Geltung (die Curry-Croûtons waren dagegen eine wirklich nette Anspielung auf Jürgens Curry-Künste). Und wenn es nach der Würzung der Suppe geht, ist Jürgen – gut für Susanne! – immer noch sehr verliebt.Bild: Der Küchenmeister | mnd.scDann also Roastbeef. Diese Farbe! Ein Wahnsinn. Wenn ich’s nicht besser wüßte, würd ich ja behaupten, Jürgen hätte mit Lebensmittelfarbe geschummelt, um diesen Rosaton hinzubekommen. Perfekt. Wie hat er das geschafft? Die erste Annahme (sous-vide) erwies sich als falsch. Die Richtung aber stimmte: Niedrigtemperatur, vekehrt, fünf Stunden bei 75 °C im Kombiofen. Liebevollst angerichtet (im Papierstanitzel), aber leider geschmacklich gar nicht das, was ich mir nach der Beschreibung erhofft hatte: die Kürbis-„Pommes frites“. Mehr mehlig als knusprig und zumindest auf meinem Teller deutlich zu salzig (das war aber wohl nicht ganz einheitlich, wie die Nach-Dinner-Befragung ergeben hat) hatte das Fleisch eindeutig eine bessere Begleitung verdient. Das Birnenrotkraut fand ich eine Spur zu süß, aber handwerklich in Ordnung. In der Gesamtkomposition hat mir dadurch aber etwas die Säure gefehlt.Bild: Der Küchenmeister | mnd.scIn der ersten Runde war ja das Dessert Jürgens große Schwäche. Mir war von vornherein klar, daß er diese Scharte würde auswetzen wollen. Und ja, das ist im mit den Topfenknödeln mit Trajoen… Traubenröster und Vanilleeis (eigentlich mehr ein Parfait laut seiner Aussage, wiewohl aus der Eismaschine). Also ja, es ist im definitiv gelungen. Da hat alles gepaßt. Die Topfenknödel flaumig, das Eis in perfekter Konsistenz, dazu der fruchtige Traubenröster (und nein, Jürgen, die Schalen haben nicht gestört). Ob sich Jürgen damit erneut zum Sieg gekocht hat? Das werden wir in ein paar Wochen sehen.
PS: Wie es den anderen geschmeckt hat, erfahrt ihr hier:
Der Küchenmeister arbeitet als Informatiker und dilettiert in seiner Freizeit am Herd und Zirkulator. Seit einigen Jahren gilt sein besonderes Interesse den modernen Küchentechniken.
@Jürgen Ah, die Tücken des Batch-Betriebs! Hatte mich schon gewundert ;) Eis und Soda darf man echt erst am Schluß dazugeben (und das Getränk möglichst stark vorkühlen, damit das CO2 gelöst bleibt).
Apropos, woher stammte eigentlich das Fleisch? Ich glaub Du hattest es uns gesagt, aber ich kann mich grad gar nicht mehr erinnern …
danke, coole rezension!
@collins: es war mineralwasser drinnen, dürfte sich aber schon etwas verzogen haben, da ich den drink in einem krug vorbereitet habe
@roastbeef ist definitiv ohne farbe ausgekommen, war aber ein super fleisch
die Kommentare sollten in die Bewertung miteinfließen, dann liegt für mich jetzt Peter vorn – auch wenn er noch nicht gekocht hat!!!
@Jürgen Ah, die Tücken des Batch-Betriebs! Hatte mich schon gewundert ;) Eis und Soda darf man echt erst am Schluß dazugeben (und das Getränk möglichst stark vorkühlen, damit das CO2 gelöst bleibt).
Apropos, woher stammte eigentlich das Fleisch? Ich glaub Du hattest es uns gesagt, aber ich kann mich grad gar nicht mehr erinnern …
das fleischerl war vom merkur hoher markt
Ah ja, richtig, jetzt kann ich mich erinnern. Eh bio? Muß jetzt echt endlich einmal dorthin schauen!