An einem Feiertag auswärts essen zu gehen, ist bekannterweise nicht immer ein leichtes Unterfangen. Oft steht man vor verschlossenen Türen. Sicherheitshalber durchforstete ich also den Falter-Lokalführer – und stieß auf das ON. Für die BerufswienerInnen vielleicht eh klar, gerade jetzt, wo das neue Kochbuch von ON-Chef Simon Xie Hong stadtauf und -ab besprochen wurde, als Wochenendbesucherin aber nicht. Die Reservierung für 15 Uhr stellte sich als überflüssig heraus, nachmittags waren nur ein paar Tische besetzt (nicht wenige aber für eine spätere Uhrzeit reserviert). So konnten wir uns einen Tisch aussuchen und setzten uns in den kleinen, aber feinen Gastgarten (noch feiner wäre er freilich bei weniger bewölktem Himmel als heute).
Die Auswahl der Speisen ist umfangreich; Vor- und Hauptspeisen erkennt man auf der Karte allerdings nur an den Preisen, da lediglich zwischen Suppen, kalten und warmen Gerichten unterschieden wird. Scharfe Speisen (die ungefähr ein Drittel der von uns als Hauptspeisen identifizierten Gerichte ausmachen) sind extra gekennzeichnet. Die Entscheidung fiel gar nicht so leicht – schließlich wählte ich als Vorspeise Pak Choi mit Shiitake-Pilzen in Knoblauchsauce und als Hauptspeise Wok-Gemüse mit ausgelösten Shrimps. Der Küchenmeister entschied sich für „mürbe Hühnerleber aus dem Wok“ mit Jungzwiebeln und Chili und Mangalitza-Schwein auf koreanische Art. Dazu bestellten wir den Hauswein „ON solo“ (ein Grüner Veltliner vom Weingut Martha Weber/NÖ – im Internet ungewöhnlicherweise nicht zu finden).
Die Vorspeisen wurden rasch, aber nicht gleichzeitig serviert und enttäuschten nicht. Der Pak Choi war al dente und sehr fein, die Hühnerleber mürb und saftig wie beschrieben. Auch die Wartezeit auf unsere Hauptgerichte dauerte nur kurz (was aber auch an der geringen Anzahl an Gästen gelegen haben mag). Das Gemüse (rote und gelbe Paprika, Zucchini, Brokkoli, Zwiebeln, grüner Spargel, Stangensellerie und Zuckerschoten) war knackig, die Schärfe war ordentlich, aber für mich durchaus noch passend. Auch die Konsistenz des Reises war wie sie sein soll – nämlich auch für StäbchenanfängerInnen wie mich greifbar. Der Küchenmeister war diesbezüglich schon etwas geübter – und geschmeckt haben dürfte es auch ihm. Jedenfalls war sein Teller sehr schnell leer. ;-)
Zum Abschluss des Mahls bestellten wir uns noch je zweierlei Parfait. Kokos stand auf der Karte, war aber leider aus, stattdessen gab es Limette. Dazu wählte ich Minze, der Küchenmeister Grüntee. Auch das Dessert enttäuschte nicht (die Portionen hätten jeweils auch für zwei gereicht). Die Nussbrösel am Parfait hätte man meiner Meinung nach aber auch weglassen können. Der Nana-Minze-Tee, den wir uns noch bestellt hatten, passte dagegen gut dazu.
Erwähnen sollte man noch, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt und die Portionen eher groß sind. Mit entsprechendem Hunger sind aber auch drei Gänge gerade noch schaffbar. Standardmäßig gibt es nur Stäbchen am Tisch, auf Nachfrage gibt’s aber auch Messer und Gabel. Apropos: China-Kitsch à la Glückskekse, Pflaumenwein und Drachen-Deko findet man im ON zum Glück nicht. Wir werden das ON jedenfalls auf die Merkliste der wieder zu besuchenden Lokale setzen!
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