Nachdem uns der Gallier und der Haubentaucher den Mund wässrig gemacht haben, waren die Gärtnerin und ich Mitte August mit einem befreundeten Paar in der immer noch recht neuen Brasserie Santner in der Grazer Paulustorgasse. Wir wurden nicht enttäuscht.
Die Lage des Lokals mit einem wunderbaren Blick über den Karmeliterplatz ist ziemlich genial, hat aber einen minimalen Schönheitsfehler: Der Schanigarten ist zu klein. Das führt dazu, daß es erstens im Freien nur Zweiertischchen gibt (für ein franzöisches Lokal durchaus authentisch) und zweitens die Zweiertischchen alle belegt waren (unverzeihlich ;-)). Glücklicherweise ist es auch drinnen sehr nett, zumindest wenn man einen der Tische in Fensternähe bekommt. Unser erster Tisch war beim Durchgang zum Küchenbereich angesiedelt, aber nach Rückfrage bei unserem Kellner war ein Tausch kein Problem. Apropos Kellner: Soweit wir das wahrnehmen konnten, waren diese im Restaurant-(=Nichtraucher-)bereich lediglich zu zweit, was zwar der Freundlichkeit keinen Abbruch tat, im Lauf des Abends aber zu einem gewissen Nachlassen der Aufmerksamkeit führte.Wobei das nach einer gewissen Gewöhnungsphase für die Getränkeversorgung kein Problem darstellte. Wir hatten nämlich an sich eine (glasweise) Weinbegleitung zu unserem (aus der Karte selbst zusammengestellten) Fünfgänger bestellt. Nachdem wir meistens unterschiedliche Gerichte in einem Gang hatten, waren das natürlich verschiedene Weine. Zumindest eine Flasche blieb dabei aber immer zum Austrinken am Tisch zurück. Auch zu unserem noch im Nachhinein bestellten Käseteller außerhalb des Menüs (einer war für vier Personen dann gerade richtig) bekamen wir folgerichtig eine angebrochene Flasche Rotwein zur fachgerechten Entsorgung auf den Tisch gestellt. Wie viel Wein wir (zu dritt) insgesamt getrunken haben, kann ich nicht sagen, aber deutlich mehr als fünf Sechzehntel waren es bei mir auf alle Fälle. Insofern passen auch die dafür verrechneten 20 Euro pro Nase.Auch für die Speisen waren die knapp 50 Euro pro Person (inkl. Gedeck) angesichts der Qualität durchaus angemessen. Aus der Küche wurden wir gleich zweimal gegrüßt. Einmal mit kleinen Häppchen auf zwei Schieferplatten (Frischkäserolle, Lammfleischbällchen, Curry-Sandwich und ein Miniatur-Toast) und dann mit einer erfrischenden Suppe, an deren genauen Inhalt ich mich nicht mehr erinnern kann. Wirklich großartig auch das dazu gereichte warme Brot mit normannischer Salzbutter!Gemundet hat uns alles (nur den Thunfisch im Brotmantel fand die Gärtnerin im Vergleich etwas zurückhaltend im Geschmack). Höhepunkte dagegen die Jakobsmuschel im Erdäpfelnest auf coppa und der Seeteufel mit Rum-Rosinen-Sauce und Sellerie.Auch das Rind auf dreierlei Art (Tatare, geschmort und kurzgebraten) und das Ochsenschleppragout mit Eierschwammerl sollen sehr, sehr gut gewesen sein.Bei meinem Hauptgang, der gefüllten Perlhuhnbrust mit ebensolchen Herzen und Chicorée, überstrahlte die „Begleitung“, ein in Wein geschmortes Haxerl, die Brust noch um ein Stück. Was nicht gegen die gefüllte Brust, aber sehr für das exzellente Haxerl spricht. Auch die Kombination von Zitrus und Chicorée harmonierte ausgezeichnet!Überraschend dann die Nachspeisen. Und zwar insofern, als daß ich nicht so der Schokokuchen-Fan bin. Aber dieser war wirklich gut – abgesehen von ein paar Kostlöffeln hab ich nichts hergegeben. Vom Karamelleis sowieso nicht! Noch überraschender war dann, daß wir nach einer gewissen Wartezeit in unseren Mägen noch Platz für einen Käsegang schaffen konnten. Zugegeben, ein Käseteller zu viert, aber immerhin. Der Zwischengang gehört übrigens auch noch in die Liste der Höhepunkte dieses Mahls: Blauschimmelkäse-Joghurt-Eis mit Honig. Nachdem ich selbst auch schon mit exotischeren Eissorten (Parmesan! Olivenöl!) experimentiert habe, war für mich das Konzept nicht komplett überraschend, wohl aber die Ausführung. Wow!Die Kosten des Abends? Nicht ganz 300 Euro für vier Leute. Nicht billig, aber angemessen. Wir kommen gerne wieder!PS: Hier noch die restlichen Photos. Wie man sieht, bin ich noch am Üben mit der neuen Kamera. Was nützt einem eine Lichtstärke von f/1,7, wenn man den halben Abend über auf f/3,2 abblendet?
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