Während unsere inhäusigen Kulinarikaktivitäten umzugs- und küchenrenovierungsbedingt noch auf Sparflamme laufen (ja, richtig, deswegen auch die lange Blog-Pause), sorgte die von Sarah Krobath organisierte Vienna Foodie Quest vor drei Wochen trotz brütender Hitze für ordentlich action in der Stadt.
Fünfzehn Teams hatten sich auf Sarahs Einladung hin am Startpunkt „Zum roten Bären“ versammelt, um nach Entgegennahme eines VFQ-Buttons und der Liste mit den elf Aufgaben zur kulinarischen Schnitzeljagd quer durch Wien aufzubrechen. Die Reihenfolge war uns dabei selbst überlassen, nur die Märkte sollten wir doch bitte vor 13 Uhr besuchen, weil danach …
Nach kurzer Planung ergaben sich für das Team „The Plate Runners“ (bestehend aus Nikky von Kitchen Stories, Bine von bine kocht! und mir) in concreto folgende Stationen:
- Dottore Porchetta am Karmelitermarkt
- Pöhl’s am Kutschkermarkt
- Leones Gelato in der Langen Gasse
- Jumi am anderen Ende der Langen Gasse
- Casa Caria in der Schottenfeldgasse
- Die Zuckerlwerkstatt in der Herrengasse
- Die Buschenschank von Jutta Ambrositsch in Grinzing
Die übrigen Aufgaben waren quasi standortunabhängig (eine Marktstandlerin oder einen Marktstandler mit Vornamen kennenlernen, einen Würstelstand dokumentieren etc.). Die exzessive photographische Dokumentation versteht sich in einer netzaffinen Runde eh fast von selbst (Hashtag #vfq15), sicherheitshalber gab es dann aber auch noch von den einzelnen Stationen gestiftete Preise zu gewinnen.
Markttag
Unser erster Weg führte uns naheliegenderweise zum Karmelitermarkt, wo Paolo Castiglione alias Dottore Porchetta schon auf uns wartete. Die ursprüngliche Variante der porchetta ist ein entbeintes ganzes Schwein, das mit Kräutern gefüllt und wieder zusammengebunden am Spieß gebraten wird. Ein Spanferkel on speed quasi, für mich nah dran am ultimativen Schweinsbraten – auch in der niederösterreichischen Variante vom Schwäbisch-Hällischen.
Andrzej Koch, „der Schweizer“ mit dem polnischen Vornamen und dem Faible für exquisiten Käse verschaffte uns im Anschluß nicht nur unser Marktstandler-Selfie, sondern gab uns auch noch den Hinweis, daß es natürlich auch am Karmelitermarkt einen Trinkbrunnen gäbe. Warum der im offiziellen Brunnenplan der Stadt Wien nicht eingezeichnet ist, weiß vermutlich nur die zuständige Magistratsabteilung.
Eine U‑Bahn und eine Straßenbahn weiter war es dann schon wieder Zeit für eine kleine Stärkung: Bei Irene Pöhl’s Käsestand (sic!) am Kutschkermarkt wartete sollten wir verschiedene Brote den richtigen Bäckereien zuordnen. Gut, gar so schwer war das dann doch nicht, waren es doch ausgesucht spezielle Brotsorten. (Wer auch immer behauptet, glutenfreies Brot wäre eh genauso wie „normales“, lügt.)
Zu lange in der Langen Gasse
Ohne jetzt mit detaillierten Ausführungen zu unserer Route langweilen zu wollen: Die Lange Gasse heißt nicht umsonst so – besonders wenn man statt 78 die Hausnummer 8 notiert und sie dann bei gefühlten 40 Grad im Schatten gleich zweimal auf- und abgeht. Dafür gab’s im Leones Gelato ein heiß-kaltes affogato al caffè zur Belebung und für den Rückweg ein Stanitzel Schleckeis als Hitzeschutz (war leider auf halber Strecke aus). Im Vergleich zu anderen kürzlich eröffneten gelaterie ist die Sortenauswahl sehr klassisch (wenn auch, purtroppo, in einer Rezeptur ohne Dotter, denn „leider war davon nur ein Wiener Gastrokritiker begeistert“).
Rückblickend war Käse nach Eis vielleicht nicht die beste Reihenfolge. Überraschung des Tages: die Erdbeerrolle. Nur saisonal erhältlich, aber eine tolle Grundlage für nicht ganz alltägliche Desserts. Und ja, die anderen Käse sind eh auch gut im neuen Wiener Jumi-Laden. Was ja nicht verwundert, wenn man Sarahs Buch gelesen hat.
Calabria, Wien
Nach unserem kleinen Abstecher in die kulinarische Schweiz ging es zurück nach Italien. Genauer: Nach Kalabrien. Von dort stammt nämlich Domenico Pugliese, der zusammen mit Brigitte Schmidhuber den Olivenöl- und Feinkostimport Casa Caria betreibt. (Seit der Übersiedlung in die Schottenfeldgasse auch mit einem eigenen Ladengeschäft.) Neben wirklich tollen Olivenölen, die wir verkosten durften – das war die #vfq15-Aufgabe – ist die Casa Caria auch eine der wenigen mir bekannten Bezugsquellen für die kalabresische Chili-Streichwurst ’nduja. Definitiv immer einen Besuch wert!
Innenstadt-Zuckerln
Ein bisserl hab ich mich gefürchtet vor der vorletzten Station. Zuckerln sind halt nicht so meins. Obwohl, als Photo-Motiv machen sie schon einiges her. Fasziniert war ich von der Technik. Obwohl es leider zu heiß für eine Live-Vorführung war, wurden uns in der Zuckerlwerkstatt die Grundzüge der Zuckerlherstellung dank der verfügbaren Videos anschaulich nähergebracht. Damit war dann auch die Funktion des Ziehhakens klar.
(Eigentlich waren wir damit doch mit unseren Aufgaben fertig, oder? Nein, halt, ein Würstelstand-Selfie war ja noch ausständig. Zum Glück lag am Weg zur U‑Bahn ein recht schmuckes, offenbar noch in Bau befindliches, Exemplar.)
Grinzing
Letztlich wurde es doch nicht die U‑Bahn, irgendwo kurz vor der U‑Bahn entschieden wir uns für ein Taxi. (Eine Rikscha wär zwar wirklich stylish gewesen, aber da hätten wir zu dritt nicht Platz gehabt.)
Ein bisserl dauerte es, bis fast alle Teams ihren Weg in die Buschenschank von Jutta Ambrositsch gefunden hatten (zu viele Verlockungen lagen am Weg), doch dann war es so weit: Die Präsentation der prämierten Photos konnte beginnen. Die Kategorien waren eher ad hoc, nicht alle habe ich mir gemerkt. OK, gelogen. Erinnerlich ist mir nur der Preis für „bestes Gruppenbild“, der ging nämlich an The Plate Runners (in echtes Gemeinschaftswerk übrigens, da hatten alle die Finger an Bines iPad):
Fehlt noch was? Ah ja, den guten Zweck der kulinarischen Schnitzeljagd will ich natürlich nicht vorenthalten. Es handelte sich um das Slow-Food-Projekt „1000 10.000 Gärten in Afrika“. 1000 oder gar 10.000 Gärten sind es aus unseren Spenden zwar nicht geworden, aber immerhin eineinhalb. Bei interesse: Mehr zum aktuellen Projektstand findet sich auf der Seite der Fondazione Slow Food.
Für Interessierte: Dieses Jahr war die Vienna Foodie Quest invite-only – die nächste Runde soll dann aber für alle offen sein. Schon jetzt kann man sich für den Newsletter eintragen lassen.
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