Ich soll meinen „inneren food nerd“ öfter am Blog spielen lassen, wurde mir kürzlich aus berufenem Munde geraten. Keine schlechte Empfehlung angesichts meiner nicht wirklich rasant steigenden Beitragszahl. Allein die Umsetzung macht (im Kopf!) mehr Probleme als man auf den ersten Blick vermuten würde. In puncto food nerdness ist ja immer noch Dave Arnold mit seinem Blog Cooking Issues mein großes Vorbild – und gegen dessen Aktualisierungsrate ist das hier geradezu tagesaktuelle Berichterstattung. OK, Dave hat auch noch eine wöchentliche Radiosendung (anhören!) ;-)
Schon länger geplant, aber endlich umgesetzt: ein neuer look für Bildergalerien. Damit erhält nun zumindest mein innerer Photograph mehr Auslauf. Eigens dafür gibt es die neue Rubrik „Schaustücke“ für food porn und andere optische Reize. Wie der Name schon sagt, wenig Text, keine Rezepte, dafür um so mehr Bilder.
Den Start macht der Rückblick auf die Vienna Design Week, die heuer vom 27. September bis zum 6. Oktober stattfand. Ich hätte bei design jetzt nicht unbedingt sofort an Essen und Trinken gedacht, aber es gab erstaunlich viele Veranstaltung mit kulinarischem Bezug. Einige konnte ich photographisch begleiten. Viel Spaß!
RoughCutHall – Die Eröffnung
Den Anfang machte Alexandra Palla mit ihrer RoughCutHall – eine alte Industriehalle wurde für eine Woche in eine Mischung aus Greißlerei und showroom verwandelt. Mit dabei waren unter anderem Sofia Podreka und Katrin Radanitsch (Dottings) mit ihren Email-Arbeiten für Riess (man beachte die Lampen!). Schinken und Würste von Roman Thum, Schnecken von Andreas Gugumuck. Was fehlte da noch? Wolfsbräu-Bier aus der Buckligen Welt und vaporisierter Wein, kredenzt von Julia Kaisinger. Die Punschkrapfen in Parteifarben zur Nationalratswahl stammten übrigens von Demel und waren weit schmackhafter, als die Farben suggerierten.
Es gibt Fleisch, Baby
Vera Wiedermann (MOA) lud die Woche über ins „Recycling Restaurant Biomat“ in den Räumlichkeiten des Aromat ein. Am Donnerstag erzählte Hanni Rützler beim Meat & Eat über den in vitro burger während Wolfgang Reiter uns mit Fleisch abseits des Mainstream bekochte: Terrine aus den „unedlen“ Teilen des Schweins (Bauchfleisch!), Nieren mit Feigen und vom Hendel „nur“ die Haxerl. Die Nachspeise allerdings ohne Fleisch aus: Birne und Zwetschke, jeweils gefüllt mit sich selbst (in gefrorener Form).
Heimchen am Herd und vaporisierter Wein
Am Samstag ging es dann zurück in die RoughCutHall zum großen Auftritt Katharina Unger (per Video-Botschaft) und Julia Kaisinger (vor Ort). In virtueller Doppel-Conférence präsentierten sie ihre Projekte „Farm 432″ und „Phora“.
Ethisch vertretbare Massentierhaltung? Bei der Zucht von Insektenlarven kein Problem. Die Larven der schwarzen Soldatenfliege „ernten“ sich sogar selbst, in dem sie über eine Rampe in einen Becher klettern. Nachdem die große Hürde im Kopf überwunden ist, schmecken die Larven erstaunlich unauffällig – eher functional food als kulinarisches Erlebnis. Daß aber auch Insekten durchaus wohlschmeckend sein können, bewies Karl Schneider (im Zivilberuf bei der Ölmühle Fandler tätig – die Welt ist halt klein) mit seinen sautierten Grillen. Anders als befürchtet waren die Heimchen zwar durchaus knackig, aber ohne grätenartige Chitinteile (bei Heuschrecken soll das anders sein). So könnte man das durchaus wieder probieren!
bring out your inner nerd!!
Wiedereinmal die besten Bilder zu jedem Event, danke Küchenmeister!