Ich bin ein bißchen hinten nach. Krankheitsbedingt und so. Und weil doch viel zu tun war für unseren Wilden Abend, der gestern stattgefunden hat. Saisonal passend, nachhaltig und geplanterweise eigentlich locavore. Daß die Fasane dann doch ein bisserl weit geflogen sind (UK), ist mir erst heute auf einem Photo aufgefallen. Das muß ich kommende Woche noch mit meinem Fleischhauer besprechen. Jetzt heißt es aber erst einmal Aufarbeiten!
Olivenöl …
Vor ein paar Wochen war ich auf Einladung von Conte DeCesare auf einer Olivenölverkostung mit Amadeus Löw. Eigentlich hat er ja Lehramt studiert, sein einigen Jahren gilt seine Liebe jedoch ganz dem Olivenöl. Als in Italien staatlich geprüfter Olivenölverkoster und ‑experte ist er als Händler und Missionar in Sachen Olivenöl unterwegs: Neben selbstproduzierten Ölen aus der Gegend des Gardasees vertreibt er auch solche aus anderen Anbaugebieten. Darüber hinaus hält er immer wieder in Österreich Seminare und Kurse zum richtigen Geschmack von hochwertigen Olivenölen ab.
Natürlich wird man bei so einem Themenabend nicht gleich selbst zum Experten. Aber ein paar Eckpunkte konnte ich schon mitnehmen:
- Nur ein echtes extra vergine ist ein (fast) fehlerfreies Olivenöl.
- Defekte werden bei der Bewertung in Zentimetern gemessen (OK, das fällt eher in die Kategorie Trivia).
- Die Farbe eines Olivenöls ist für die Bewertung völlig nebensächlich, sie läßt keinerlei Rückschlüsse auf Qualität oder Geschmack zu.
- Ein gutes Olivenöl ist immer scharf (die vielgerühmten Polyphenole), aber es muß nicht bitter sein. Leider sind diese nicht bitteren Öle nicht so leicht zu finden und Aïoli oder Mayonnaise aus bitterem Olivenöl ist halt schon sehr arg.
- Die Herstellung von qualitativ hochwertigem Olivenöl stellt hohe Anforderungen an Hygiene und rasche Verarbeitung. Das aus dem Urlaub mitgebrachte „Öl vom Kleinbauern“ erfüllt diese Anforderungen leider ziemlich selten.
- Und, last, but not least, ein defektes Olivenöl schmeckt echt grauslich. Leider inkludiert das die meisten Supermarkt-Öle, die als extra vergine (fehl-)deklariert sind. Als sogenannte Lampantöle wären sie eigentlich zum Verzehr gar nicht geeignet – kontrolliert wird halt leider nicht. Falls doch einmal etwas aufkommt, sind die verhängten Geldstrafen so gering, daß das große Konzerne halt gar nicht juckt.
Eine Quizfrage hat uns Amadeus auch noch gestellt: Welches Fruchtaroma würden mit einem bestimmten verkosteten Öl assozieren? Ob es an meiner Tagesverfassung lag oder ob ich halt eigentlich doch einen Schweinsgaumen habe (wobei das den Schweinen vermutlich unrecht tut), auf die gesuchten „Beeren“ bin ich nicht gekommen. Wohl aber Erwin Haas von OPENKITCHEN, der sich das Fläschchen dann gleich mitnehmen durfte.
Habe ich schon erwähnt, daß der Abend in der Kochwerkstatt 7 stattfand? Zu essen gab es also auch noch ordentlich. Wie es sich in so einem Fall gehört, natürlich jeder Gang mit Olivenöl. Das Team um Wolfgang Krivanec hatte natürlich das meiste schon vorbereitet, aber ein bißchen mithelfen, schauen, riechen und kosten gehört natürlich dazu.
… und Street Food
Selber Ort, knapp drei Wochen später. Wolfgang hat zum „Street.Food.Festival“ geladen. Thai-Curries und was man noch so alles in Südostasiens Garküchen bekommt. Alles mit einem gewissen fusion touch – authentische Küchentechniken, aber nach Möglichkeit einheimische Zutaten, zum Beispiel bei den Chilis. „Um ein bißchen den Slow Food-Gedanken hineinzubringen“, wie er meint. Zumindest wo es geht, Papayas und Mangos aus dem Burgenland gibt’s halt nicht (zumindest noch nicht – wer weiß, was sich mit der Klimaerwärmung noch so alles tut in den nächsten Jahren ;-)).
Getränketechnisch halte ich mich den Abend über an das thailändische Singha-Bier – Wein und Chili stelle ich mir eher schwierig vor. Die Curries und Salate bereitet er frisch portionsweise zu, manche Zutaten (langsam geschmortes Beinfleisch!) haben aber natürlich schon eine längere Garzeit hinter sich. Darf’s eh scharf sein? Aber sicher! Som Tam, der Salat aus grüner Papaya hat dann auch wirklich ordentlich Power. Wolfgang hat länger in Thailand gelebt, aber daß ein Europäer Essen wie für Thais gewürzt verträgt, wollte ihm dort niemand glauben.
Auch der Rindfleischsalat Laap Gnua aus Laos und das Penang-Curry wissen mich zu überzeugen. Schade, daß in den meisten asiatischen Lokalen Wiens nicht so gekocht wird! Aber immerhin: Das „Street.Food.Festival“ soll künftig einmal pro Monat stattfinden, der nächste Termin ist schon am 15. November 2012. Ansonsten bietet sich natürlich Selberkochen an – die passenden Kurse gibt’s im Programm der NUCHEFS in der Kochwerkstatt 7.
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